Ziemlich lang habe ich nun schon auf den nächsten Blogeintrag warten lassen. Inzwischen ist auch redlich viel passiert: Weihnachten, Neujahr, Arbeit in der Psychiatrie, Besuche bei Flora und eine Reise in den Süden Perus.
Peruanische Weihnacht
Trotz etlichem Weihnachtsgebäck aus Deutschland, bunt
funkelnden Lichterketten in Piura, Plätzchen backen in der WG und dem Geschenketroubel
für Freunde, erschien mir der 24. Dezember nicht wie Weihnachten. Ohne Familie
und Kälte ist der Heilige Abend einfach nicht der Heilige Abend. Gaby hatte zum
Glück dafür gesorgt, dass wenigsten ein bisschen peruanische Weihnachtsstimmung
aufkommt. Um 7 Uhr abends fuhren wir mit Juan, einem Jesuit und der
gleichzeitig auch der Präsident CANATs ist aufs Land nach Montecastillo, einem
kleinen armen Dorfungefähr 1½ Stunde von
Piura entfernt. In der dortigen Kirche hielt Juan die Weihnachtsmesse ab. Grundsätzlich
gab es nicht viele Differenzen zu einer deutschen Weihnachtsmesse zu
beobachten. Die Gemeinde sang viel und zu den Musikdarbietungen zeigten
kostümierte Kinder einige Tänze. Leider konnte
ich die Messe schlecht verfolgen, da die Akustik nicht so gut war. Zudem
taufte Juan am Ende der Messe noch 20 Kinder des Dorfs. Sodass ich eher ein
bisschen gelangweilt aus der Messe ging.
Von der Messe fuhren wir dann zu Gaby nach Hause und
speisten mit ihren Eltern zusammen um 12 Uhr nachts. Sie hatte für uns traditionelles
„Pavo“ (Truthahn), Reissalat,
Kartoffelsalat und anderen Köstlichkeiten zubereitet. Schlussendlich waren aber
alle so müde, sodass das gemeinsame beisammen
sein nur kurz andauerte.
Am 1. Weihnachtsfeiertag veranstalteten wir in unserer WG
unser eigenes Weihnachtsfest. Wir sangen viele deutsche Weihnachtslieder,
zündeten unseren Adventskranz aus Ananasblättern an, aßen Weihnachtsgebäck und
erfreuten uns gegenseitig mit kleinen Geschenken.
La Señorita Flora
In der Zeit vor und nach Weihnachten besuchten wir auch
immer eine älter Dame, deren Hütte auf einem Hügel über Castilla thront. Flora
hat weder Geld, noch Essen, noch Trinken. Zudem ist sie für den peruanischen
Staat praktisch unsichtbar: Sie hat keinen Ausweis und ist nicht registriert. Ihr
Geburtsdatum und ihr wirklicher Name sind auch nicht bekannt. Wenn wir als
Freiwillige sie besuchen gehen, nehmen wir Reis, Linsen und so viel Wasser wie
wir tragen können mit.
Zu besonderen
Ereignissen bringen wir ihr dann auch selbst zubereitete Gerichte vorbei und
unterhalten uns noch ein bisschen mit ihr. So auch am 1.Weihnachtsfeiertag: Vor
ihrem Haus veranstalten Picknick. Gaby
hatte zu diesem Anlass auch gebrauchte Kleidungsstücke mitgebracht und teilte
sie unter Flora und den Kindern auf.
Ein anderes Mal wurden wir von Flora bestellt um ihr Dach
mit neuen Plastikplanen wieder zu richten. Damit mehr Schatten in ihrer Hütte
ist.
Reciclaje
Zwischen Weihnachten
und Silvester verbrachten wir, die Freiwilligen, und drei Kinder aus der Ludoteca
von Castilla ein Vormittag damit Plastikflaschen aufzusammeln. Rund zwei
Stunden liefen wir erst durch das Viertel und dann an einer Hauptstraße
entlang. Überall befindet sich immer wieder jegliche Art von Müll im
Wüstensand. Schwitzend halfen wir den Kindern ein bisschen Taschengeld zu
verdienen. Normalerweise, erledigen sie diese Arbeit allein. Manchmal sehe ich
abends auf der Straße vor unserem Haus auch Kinder, die im reichen Miraflores
aus dem Müll die Plastikflaschen suchen. Die Familie von Isaac ging sogar
Heiligabend Plastik sammeln um von den vielen weggeworfenen Gaseosaflaschen zu
profitieren. Schockierend war für mich auch wie wenig Geld sich die Kinder am
Ende mit den zwei prall gefüllten Reissäcken verdienten: 5 Soles (≈1,25€)für
drei Kinder.
Terapia Ocupacional – Centro de
Reposo San Juan de Dios
In der ersten Woche des neuen Jahres begann ich mit Linus,
meinem Mitfreiwilligen, und später im Februar mit Julia bei der Therapie in der
Psychiatrie mit zu helfen. Normalerweise gibt es drei Lehrerinnen, aber im
Januar und Februar dürfen sie Urlaub nehmen, sodass in diesen Monaten nur eine
Therapeutin da ist. Vier Tage unterstützten wir die Therapeutin jeweils von 9
bis 12 Uhr. Die Therapie findet in einem eigenen Gebäude statt und so holten wir
zuerst immer die Frauen und Männer aus ihren Unterkünften ab. Um zur Therapie
zu gehen müssen die Patienten eine Erlaubnis von den Pflegern oder Ärzten
haben. Es werden nur stabile und ruhige Patienten geschickt. Die Mehrzahl der Patienten ist schon älter,
sodass das Abholen immer seine Zeit braucht.
Dann begrüßt die
Lehrerin alle und meistens wird noch ein kurzes Gebet abgehalten oder Bitten an
Gott geäußert, da es eine katholische Einrichtung ist. Welche Aktivität darauf
folgt hängt vom Wochentag ab: Montag gibt ein Mann Tanz- und Aerobicunterricht
bei dem alle so gut es geht mitmachen und Spaß haben; Dienstag kehren und
gießen die körperlich fitten Patienten im Garten; Mittwoch wird auf einem
Sportplatz im Gelände Basketball und Fangball gespielt; Donnerstag und Freitag steht
„Taller de Arte y Manualidades“ auf dem Programm, d.h. gemeinsam kochen wir, sprechen über Körperhygiene mit
den Patienten oder lassen sie malen. Die Fähigkeiten der Patienten sind jedoch
sehr unterschiedlich: Einige können die Aktivitäten selbstständig ausführen, Anderen
muss man sie ausführlicher erklären und wieder Andere sind komplett in ihrer
Welt und machen was sie wollen.
Danach gibt es dann eine kleine Pause in der die Patienten
„Refrijerio“ (einen Saft) und einen kleinen Imbiss wie Kekse oder Brötchen
erhalten. In der letzten Stunde wird dann gespielt, gesungen, getanzt, über die
realisierten Aktivitäten gesprochen oder entspannt. Zum Schluss werden alle Patienten wieder in
die Unterkünfte zum Mittagessen gebracht.
Meine Arbeit in den zwei Wochen, die ich insgesamt dort
verbrachte, bestand primär darin die Lehrerin bei allen Aktivitäten zu
unterstützen. Außerdem musste ich sie auch öfter ersetzten, wenn sie kurz
Absprachen mit Kollegen treffen oder Dinge besorgen musste. Vielfach bedeutete
dies spontan kreativ sein: immer Dinamicas auf Lager haben, Spiele und Lieder
kennen und erfinderisch sein. Zu einer
Übung bekamen wir besonders positive Rückmeldungen: die Traumreise. Die
Patienten hörten Entspannungsmusik und dazu erzählten wir ihnen eine
Phantasiegeschichte, in der sie über verschiedene Landschaften fliegen und
verschiedenste Dinge der Natur beobachten.
Die Arbeit mit den Patienten hat mir sehr viel Spaß gemacht,
weil sie sehr dankbare Menschen sind und ich viele interessant Gespräche mit
ihnen führen konnte. Dass sie sich freuen wenn ich komme habe ich bei jedem
Besuch sehr genossen. Viel zu lachen gab es auch: Wenn eine Patientin erzählt
sie will einen anderen Patienten heiraten, wenn ein Patient aller fünf Minuten
fragt wann es endlich Mittagessen gibt und eine Patientin sich immer wieder
exakt gleich vorstellt.
Urlaub
Die Zeit in der CANAT geschlossen ist nutzte ich natürlich aus um nun endlich auch den Süden des Landes kennenzulernen. Gemeinsam mit meinen WG-Bewohner begaben wir uns auf Reise nach Arequipa und von dort zu einer dreitägigen Wandertour in den Canon de Colca. Weiter ging es zum Titicacasee. Dort erkundeten wir erst die peruanische und dann die bolivianische Seite. Schließlich fuhren wir weiter nach Cuzco um die Stadt und das nahegelegene Machu Picchu zu besichtigen. Ich habe die schönsten Eindrücke in Bildern zusammengefasst. Viel Spaß beim Ansehen!
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Arequipa |
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Der Vulkan Misti bei Arequipa |
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Am Cruz del Condor im Canon de Colca |
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Im Canon de Colca |
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Uros-Insel aus Stroh auf dem Titicacasee |
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Blick von der Insel Amanati auf den Titicacasee |
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Auf der Isla del Sol auf bolivianischem Gebiet des Titicacasees |
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Qorikancha (ehemaliger Inkatempel) in Cuzco |
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Blick auf die Stadt Cuzco |
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Machu Picchu mit Blick auf den Wayna Picchu |