Sonntag, 22. Februar 2015

Endlich Mal wieder eine Meldung


Ziemlich lang habe ich nun schon auf den nächsten Blogeintrag warten lassen. Inzwischen ist auch redlich viel passiert: Weihnachten, Neujahr, Arbeit in der Psychiatrie, Besuche bei Flora und eine Reise in den Süden Perus.

Peruanische Weihnacht


Trotz etlichem Weihnachtsgebäck aus Deutschland, bunt funkelnden Lichterketten in Piura, Plätzchen backen in der WG und dem Geschenketroubel für Freunde, erschien mir der 24. Dezember nicht wie Weihnachten. Ohne Familie und Kälte ist der Heilige Abend einfach nicht der Heilige Abend. Gaby hatte zum Glück dafür gesorgt, dass wenigsten ein bisschen peruanische Weihnachtsstimmung aufkommt. Um 7 Uhr abends fuhren wir mit Juan, einem Jesuit und der gleichzeitig auch der Präsident CANATs ist aufs Land nach Montecastillo, einem kleinen armen Dorfungefähr 1½ Stunde  von Piura entfernt. In der dortigen Kirche hielt Juan die Weihnachtsmesse ab. Grundsätzlich gab es nicht viele Differenzen zu einer deutschen Weihnachtsmesse zu beobachten. Die Gemeinde sang  viel  und zu den Musikdarbietungen zeigten kostümierte Kinder einige Tänze. Leider konnte  ich die Messe schlecht verfolgen, da die Akustik nicht so gut war. Zudem taufte Juan am Ende der Messe noch 20 Kinder des Dorfs. Sodass ich eher ein bisschen gelangweilt aus der Messe ging.

Von der Messe fuhren wir dann zu Gaby nach Hause und speisten mit ihren Eltern zusammen um 12 Uhr nachts. Sie hatte für uns traditionelles „Pavo“ (Truthahn),  Reissalat, Kartoffelsalat und anderen Köstlichkeiten zubereitet. Schlussendlich waren aber alle so müde, sodass das gemeinsame beisammen  sein nur kurz andauerte.

Am 1. Weihnachtsfeiertag veranstalteten wir in unserer WG unser eigenes Weihnachtsfest. Wir sangen viele deutsche Weihnachtslieder, zündeten unseren Adventskranz aus Ananasblättern an, aßen Weihnachtsgebäck und erfreuten uns gegenseitig mit kleinen Geschenken.

La Señorita Flora


In der Zeit vor und nach Weihnachten besuchten wir auch immer eine älter Dame, deren Hütte auf einem Hügel über Castilla thront. Flora hat weder Geld, noch Essen, noch Trinken. Zudem ist sie für den peruanischen Staat praktisch unsichtbar: Sie hat keinen Ausweis und ist nicht registriert. Ihr Geburtsdatum und ihr wirklicher Name sind auch nicht bekannt. Wenn wir als Freiwillige sie besuchen gehen, nehmen wir Reis, Linsen und so viel Wasser wie wir tragen können mit.

 Zu besonderen Ereignissen bringen wir ihr dann auch selbst zubereitete Gerichte vorbei und unterhalten uns noch ein bisschen mit ihr. So auch am 1.Weihnachtsfeiertag: Vor ihrem Haus veranstalten  Picknick. Gaby hatte zu diesem Anlass auch gebrauchte Kleidungsstücke mitgebracht und teilte sie unter Flora und den Kindern auf.

Ein anderes Mal wurden wir von Flora bestellt um ihr Dach mit neuen Plastikplanen wieder zu richten. Damit mehr Schatten in ihrer Hütte ist.

Reciclaje


Zwischen Weihnachten und Silvester verbrachten wir, die Freiwilligen, und drei Kinder aus der Ludoteca von Castilla ein Vormittag damit Plastikflaschen aufzusammeln. Rund zwei Stunden liefen wir erst durch das Viertel und dann an einer Hauptstraße entlang. Überall befindet sich immer wieder jegliche Art von Müll im Wüstensand. Schwitzend halfen wir den Kindern ein bisschen Taschengeld zu verdienen. Normalerweise, erledigen sie diese Arbeit allein. Manchmal sehe ich abends auf der Straße vor unserem Haus auch Kinder, die im reichen Miraflores aus dem Müll die Plastikflaschen suchen. Die Familie von Isaac ging sogar Heiligabend Plastik sammeln um von den vielen weggeworfenen Gaseosaflaschen zu profitieren. Schockierend war für mich auch wie wenig Geld sich die Kinder am Ende mit den zwei prall gefüllten Reissäcken verdienten: 5 Soles (≈1,25€)für drei Kinder.

Terapia Ocupacional – Centro de Reposo San Juan de Dios


In der ersten Woche des neuen Jahres begann ich mit Linus, meinem Mitfreiwilligen, und später im Februar mit Julia bei der Therapie in der Psychiatrie mit zu helfen. Normalerweise gibt es drei Lehrerinnen, aber im Januar und Februar dürfen sie Urlaub nehmen, sodass in diesen Monaten nur eine Therapeutin da ist. Vier Tage unterstützten wir die Therapeutin jeweils von 9 bis 12 Uhr. Die Therapie findet in einem eigenen Gebäude statt und so holten wir zuerst immer die Frauen und Männer aus ihren Unterkünften ab. Um zur Therapie zu gehen müssen die Patienten eine Erlaubnis von den Pflegern oder Ärzten haben. Es werden nur stabile und ruhige Patienten geschickt.  Die Mehrzahl der Patienten ist schon älter, sodass das Abholen immer seine Zeit braucht.

Dann begrüßt die Lehrerin alle und meistens wird noch ein kurzes Gebet abgehalten oder Bitten an Gott geäußert, da es eine katholische Einrichtung ist. Welche Aktivität darauf folgt hängt vom Wochentag ab: Montag gibt ein Mann Tanz- und Aerobicunterricht bei dem alle so gut es geht mitmachen und Spaß haben; Dienstag kehren und gießen die körperlich fitten Patienten im Garten; Mittwoch wird auf einem Sportplatz im Gelände Basketball und Fangball gespielt; Donnerstag und Freitag steht „Taller de Arte y Manualidades“ auf dem Programm, d.h. gemeinsam  kochen wir, sprechen über Körperhygiene mit den Patienten oder lassen sie malen. Die Fähigkeiten der Patienten sind jedoch sehr unterschiedlich: Einige können die Aktivitäten selbstständig ausführen, Anderen muss man sie ausführlicher erklären und wieder Andere sind komplett in ihrer Welt und machen was sie wollen.

Danach gibt es dann eine kleine Pause in der die Patienten „Refrijerio“ (einen Saft) und einen kleinen Imbiss wie Kekse oder Brötchen erhalten. In der letzten Stunde wird dann gespielt, gesungen, getanzt, über die realisierten Aktivitäten gesprochen oder entspannt.  Zum Schluss werden alle Patienten wieder in die Unterkünfte zum Mittagessen gebracht.

Meine Arbeit in den zwei Wochen, die ich insgesamt dort verbrachte, bestand primär darin die Lehrerin bei allen Aktivitäten zu unterstützen. Außerdem musste ich sie auch öfter ersetzten, wenn sie kurz Absprachen mit Kollegen treffen oder Dinge besorgen musste. Vielfach bedeutete dies spontan kreativ sein: immer Dinamicas auf Lager haben, Spiele und Lieder kennen und erfinderisch sein.  Zu einer Übung bekamen wir besonders positive Rückmeldungen: die Traumreise. Die Patienten hörten Entspannungsmusik und dazu erzählten wir ihnen eine Phantasiegeschichte, in der sie über verschiedene Landschaften fliegen und verschiedenste Dinge der Natur beobachten.
Die Arbeit mit den Patienten hat mir sehr viel Spaß gemacht, weil sie sehr dankbare Menschen sind und ich viele interessant Gespräche mit ihnen führen konnte. Dass sie sich freuen wenn ich komme habe ich bei jedem Besuch sehr genossen. Viel zu lachen gab es auch: Wenn eine Patientin erzählt sie will einen anderen Patienten heiraten, wenn ein Patient aller fünf Minuten fragt wann es endlich Mittagessen gibt und eine Patientin sich immer wieder exakt gleich vorstellt.
 

Urlaub

Die Zeit in der CANAT geschlossen ist nutzte ich natürlich aus um nun endlich auch den Süden des Landes kennenzulernen. Gemeinsam mit meinen WG-Bewohner begaben wir uns auf Reise nach Arequipa und von dort zu einer dreitägigen Wandertour in den Canon de Colca. Weiter ging es zum Titicacasee. Dort erkundeten wir erst die peruanische und dann die bolivianische Seite. Schließlich fuhren wir weiter nach Cuzco um die Stadt und das nahegelegene Machu Picchu zu besichtigen. Ich habe die schönsten Eindrücke in Bildern zusammengefasst. Viel Spaß beim Ansehen!




Arequipa
Der Vulkan Misti bei Arequipa

Am Cruz del Condor im Canon de Colca
Im Canon de Colca

Uros-Insel aus Stroh auf dem Titicacasee


Blick von der Insel Amanati auf den Titicacasee

Auf der Isla del Sol auf bolivianischem Gebiet des Titicacasees
Qorikancha (ehemaliger Inkatempel) in Cuzco

Blick auf die Stadt Cuzco

Machu Picchu mit Blick auf den Wayna Picchu