Bevor Jean Pierre einer der beiden Köche wurde, die im Hilfszentrum für arbeitende Kinder und Jugendliche (CANAT) heute mit ihren besten Gerichten erfreuen, tauchte er im Meer von Tumbes (Stadt in Nordperu) um große Zackenbarsche mit einer Harpune zu jagen. Mit seinen grade einmal 17 Jahren ist Jean Pierres Leben schon allein deswegen ein Abriss von Gefahr und Abenteuer, weil er gezwungen war mit nur 9 Jahren sein zu Hause zu verlassen und auf die Straße zu gehen um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
- Wie bist du dem Programm Manitos Creciendo beigetreten?
- Ich habe das mit 9 Jahren gemacht und dank meiner Brüder, die ihren Lebensunterhalt mit dem Schieben von Schubkarren auf dem Markt verdienten. Sie (Manitos) haben sie aufgenommen und da habe ich mich angeschlossen.
- Was beeindruckte dich als du der Organisation beigetreten bist?
- Ich war ein sehr aufgeweckter Junge und Kochen gefiel mir sehr. Mich beeindruckte, dass es dort größere Jungs und Mädchen als mich gab und dass ich genauso wie sie arbeiten konnte. Das hier ist ein Ort an dem sie dich verstehen.
- Mit deinen 9 Jahren, was war deine erste Arbeit auf der Straße?
- Zuerst verkaufte ich Bodoques (Wassereis aus der Tüte) auf den Straßen und auf dem Markt, soweit wie meine Kraft reichte. Dort verdiente ich zwischen 1,50 und 3 Soles (50 Cent bzw. 1 Euro) pro Tag. Ich war ganz allein unterwegs.
- Aber du hast es nicht dabei belassen. Was hast du noch gemacht?
- Danach lernte ich einen Mann, genannt Chavelo, kennen, mit dem ich Wasser auf einen Esel auflud um es in den Außenbezirken, wo es keines gab, zu verkaufen. Dann fing ich an Lehmziegel in den Steinbrüchen, die weit hinter dem Viertel Ollanta Humala (Außenbezirk von Piura) liegen, zu tragen und herzustellen. Zu der Zeit war ich 11 Jahre alt und wir waren ungefähr 7 Kinder, die 20 Soles pro Tag verdienten.
- Was hat dir das Arbeiten - von Kindheit an - gezeigt?
- Es zeigte mir, dass nichts einfach ist und dass man sehr viel opfern muss im Leben. Es hat mir auch gelehrt, das wertzuschätzen, was man hat. Andere Leute wertschätzen es nicht und mich überrascht das, weil es so scheint, also ob sie nichts in diesem Leben bezahlen müssen.
- Wie war es auf der Straße zu arbeiten?
- Ich war vielen Gefahren ausgesetzt, weil ich sehr abenteuerlustig bin. Auf der Straßen zu arbeiten ist gefährlich, weil du nie weißt, wen du triffst und wo du ankommen wirst.
- Hast du einmal um dein Leben gebangt?
- Das war vor eineinhalb Jahren. Aus familiären Gründen fuhr ich nach Puerto Pizzaro (Fischerdorf) in Tumbes (Region Nordperu), um in der Fischerei und beim Fang des Zackenbarschs zu arbeiten. An einem Tag kamen wir mit mehreren Motorbooten an der Isla del Muerto, die auf der ecuadorianischen Seite liegt, an. Es war der beste Tag, weil wir sehr viel Zackenbarsch fingen.
- Und was ist dann passiert?
- Plötzlich erschienen ein Helikopter und 5 ecuadorianische Patrouillenboote, die anfingen uns mit Schüssen zu verfolgen. Die Kugeln schossen mehre Löcher in unser Boot und ich dachte wirklich, dass ich nicht lebend im Hafen ankommen werde.
- In diesem Moment hast du dann beschlossen zurückzukommen?
- Genau. Es war eine sehr risikoreiche Arbeit und außerdem hatte ich die Schule vernachlässigt. Da riet mir die Betreuerin Gabriela zum Rückkehren zu Manitos Creciendo. Und hier bin ich.
- Und was ist jetzt dein Traum?
- Ich möchte meine Schule beenden, meine Ausbildung zum Koch anfangen und mein Restaurant eröffnen. Ich würde selbstverständlich einen Namen auswählen, der etwas mit CANAT zu tun hat, weil ich dank ihnen dort im Leben angekommen bin, wo ich sein möchte.
Zur Person: Ich wurde vor 18 Jahren in Piura geboren. Mit 9 Jahren verkaufte ich Bodoques und verdiente 1,50 Soles am Tag. Meine letzte Arbeit war in Puerto Pizarro, wo ich tauchte, um mit einer Harpune Zackenbarsche zu fangen. Ich tauchte bis zu 4m tief nur mit einem Sauerstoffschlauch. Ich habe 6 Geschwister, die die Schule nicht beendeten und zum Arbeiten nach Ecuador in die Minen und zum Fischfang gingen. Ich spare für mein Restaurant.
Aus: Diario El Tiempo, 3.7.2015
Vámonos al Perú!
Ein Jahr im Norden Perus mit dem Entwicklungspolitischen Freiwilligendienst Weltwärts
Donnerstag, 16. Juli 2015
Sonntag, 21. Juni 2015
La Selva
Nach einer erlebnisreichen Woche im Dschungel melde ich mich nun wieder gesund und munter aus Piura zurück. An Natürlichkeit und Einfachheit hat es dieser Woche wirklich nicht gefehlt. Mit einer Freundin trat ich die aufregende Reise mit dem Bus, dem Taxi und schließlich mit dem Boot bis nach Lagunas an. Lagunas hatte ich mir eigentlich noch kleiner und dörflicher vorgestellt, als es eigentlich ist. Als wir geschafft von der Reise nachts um 2 Uhr mit dem Mototaxi durch die Straßen fuhren, war alles stockdunkel, da von 12 Uhr bis 4 Uhr morgens der Strom abgestellt wird. Erst fuhren wir auf einer neu gebauten asphaltierten Straße bis zum Plaza de Armas und dann weiter auf einem schlammigen Feldweg bis zu unserer Unterkunft für die bereits fortgeschrittene Nacht. Zum Glück hatten wir die Unterkunft und das Moto schon vorher organisiert. Eigentlich ist es falsch an dieser Stelle "wir" zu sagen, denn es war die Familie bei der wir die Tour gebucht hatten, die sich um alles liebevoll gekümmert hat. Mutter und Tochter organisieren und koordinieren alles und zwei der Söhne sind mit Angestellten die Touristenführer. Im Haus der Familie kamen wir also für eine Nacht vor und eine Nacht nach den drei Tourtagen im Regenwald unter. Das Haus sollte ich eher als Holzhütte mit Wellblechdach bezeichnen. Die Zimmer waren ebenfalls nur durch Holzbretter und einen Stoffvorhang als Tür abgetrennt. Die Toilette war eine Konstruktion als Plastikplanen und Plumpsklo hinter dem Haus. In der Küche wurde der Herd mit Holz geheizt. Die Art und Weise wie uns die Mutter früh um zwei empfing, sich mit uns vor der Tour und am letzten Tag unterhielt war äußerst herzlich. Sie erzählte auf angenehme und nicht aufdringliche Weise aus ihrem Leben. Sie ist Tochter von einem kolumbianischen Drogenhändler und hat nie alle ihre vermutlich 80 Geschwister und ihren Vater kennengelernt. Ihr Mann war mit Leib und Seele Guide im Nationalpark und brachte seinen Söhnen alle seine Kenntnisse bei. Vor 10 Jahren starb er bei einen Übergriff von Wilderen, die Schildkröteneier stehlen wollten. Seitdem ist allein für ihre acht Kinder verantwortlich, die zum Glück schon alle über 20 Jahre alt sind. So kann sie sich jetzt mit den geringen Einnahmen aus dem Tourismus über Wasser halten. Für ihren Service (Unterkunft, Essen, Begleitung zum Hafen und frisch gemahlenen Kakao) verlangt sie den Touristen fast nichts ab. Als wir durch das 9.000 Seelen Dorf Lagunas spazieren, bezeichnet sie eine andere Unterkunft für 35 Soles pro Nacht als Luxus (10 Euro sind auch in Peru eigentlich nicht die höchsten Hotelpreise). So wie sie es gesagt hat kommt es ihr bei den Touristen weniger auf die Einnahmen an, sondern auch auf die Abwechslung von ihrem normalen Hausfrauenleben. Dennoch lässt sie sich auch nicht um das ihr zustehende Geld betrügen. In der Stadt Yurimaguas, in der alle Boote nach Lagunas abfahren, vermittelt ein Mann Touristen ihr Unternehmen. Die Touristen bezahlen dann bei ihm die ganze Tour. Letztendlich sendet der Mann allerdings nur einen Bruchteil von dem vereinbarten Geld nach Lagunas. Sodass Mutter und Tochter jetzt selbst angefangen haben Werbung zu verteilen. Wer also vorhat in den Regenwald zu fahren, sollte von Yurimaguas aus die Familie anrufen und sich dann auf einen unvergesslichen Aufenthalt in der Selva freuen. Am Besten lässt sich der Regenwald von Juli bis November erkunden.
Montag, 1. Juni 2015
Briefe für Pedro Gumiel
In der letzten Woche herrschte bei Manitos Trabajando große Aufregung. Seit Dienstag war bekannt, dass die Kinder bis zur nächsten Woche rund 200 Briefe schreiben müssen, pro Kind rund 3. Die Idee, die hinter dieser ganzen stressigen Aktion steht, ist sehr schön. Es handelt sich um Briefe für die spanische Schule Pedro Gumiel in Madrid. Aber nicht nur unsere Kinder müssen Briefe nach Spanien schreiben, sondern auch diese schreiben ihre Briefe nach Piura. Es wurden also für jedes Kind von Manitos Trabajando ungefähr drei Brieffreundschaften organisiert.
Nun weiß ich nicht an wem es schließlich lag, dass die Information über den Austausch erst so spät bei Manitos Trabajando ankam. Denn während wir uns abmühen alle Briefe lesbar und ordentlich geschrieben zu bekommen, waren die spanischen Briefe schon beim Zoll in Lima und am Donnerstag dann in Piura. Jeden Nachmittag unterstützte ich mit Carola die Kinder beim Schreiben. Allerdings ist die Zeit für die Briefe nach dem neuen Stundenplan sehr kurz. Die Kinder haben erst eineinhalb Stunden Sport- bzw. Kunstunterricht und dann erledigen sie erst einmal ihre Hausaufgaben. Sodass am Ende rund eine Stunde für die Briefe bleibt. Gerade die jüngeren Kinder aus meiner Klasse brauchen noch viel Hilfe, weil sie noch nicht schreiben können oder auch nicht wissen was in einen Brief geschrieben wird. Dann muss auch die Rechtschreibung geprüft werden (z.B. die Unterscheidung von v und b fällt vielen sehr schwer) und zum Schluss sollte die Karte auch lesbar sein. Unter diesen ganzen Anforderungen schafften wir bis Freitag allerdings nur die Hälfte der Karten.
Die Motivation der Kinder wurde, glaube ich, am Donnerstag gesteigert. Die Aufregung war riesig als verkündet wurde, dass die spanischen Briefe doch schon schneller als erwartet ankamen. Für die Briefumschläge ließen sich die Spanier eine umweltfreundliche Lösung einfallen: Sie falteten sie aus Zeitschriftenpapier. Als der Moment des Öffnen kam waren alle sehr nervös. Bei den Kindern, die neben mir saßen konnte ich ein bisschen mitlesen, was die Spanier so schrieben. Viele beschrieben ihren Tagesablauf, Fußball, ihre Hobbys und ihre Wohnorte. Einige Sachen, die in den Briefen geschrieben wurden, riefen allerdings Fragezeichen in den Köpfen der Kinder hervor: Play Station und viele typischen spanischen Ausdrücke wie deberes statt tarea (Hausaufgabe) oder vosotros statt ustedes (ihr). Trotz allem ist der Briefaustausch meiner Meinung nach ein voller Erfolg, denn einen Brief zu schreiben und dann eine Antwort zu erhalten, ist für die Kinder etwas besonderes.
Nun weiß ich nicht an wem es schließlich lag, dass die Information über den Austausch erst so spät bei Manitos Trabajando ankam. Denn während wir uns abmühen alle Briefe lesbar und ordentlich geschrieben zu bekommen, waren die spanischen Briefe schon beim Zoll in Lima und am Donnerstag dann in Piura. Jeden Nachmittag unterstützte ich mit Carola die Kinder beim Schreiben. Allerdings ist die Zeit für die Briefe nach dem neuen Stundenplan sehr kurz. Die Kinder haben erst eineinhalb Stunden Sport- bzw. Kunstunterricht und dann erledigen sie erst einmal ihre Hausaufgaben. Sodass am Ende rund eine Stunde für die Briefe bleibt. Gerade die jüngeren Kinder aus meiner Klasse brauchen noch viel Hilfe, weil sie noch nicht schreiben können oder auch nicht wissen was in einen Brief geschrieben wird. Dann muss auch die Rechtschreibung geprüft werden (z.B. die Unterscheidung von v und b fällt vielen sehr schwer) und zum Schluss sollte die Karte auch lesbar sein. Unter diesen ganzen Anforderungen schafften wir bis Freitag allerdings nur die Hälfte der Karten.
Die Motivation der Kinder wurde, glaube ich, am Donnerstag gesteigert. Die Aufregung war riesig als verkündet wurde, dass die spanischen Briefe doch schon schneller als erwartet ankamen. Für die Briefumschläge ließen sich die Spanier eine umweltfreundliche Lösung einfallen: Sie falteten sie aus Zeitschriftenpapier. Als der Moment des Öffnen kam waren alle sehr nervös. Bei den Kindern, die neben mir saßen konnte ich ein bisschen mitlesen, was die Spanier so schrieben. Viele beschrieben ihren Tagesablauf, Fußball, ihre Hobbys und ihre Wohnorte. Einige Sachen, die in den Briefen geschrieben wurden, riefen allerdings Fragezeichen in den Köpfen der Kinder hervor: Play Station und viele typischen spanischen Ausdrücke wie deberes statt tarea (Hausaufgabe) oder vosotros statt ustedes (ihr). Trotz allem ist der Briefaustausch meiner Meinung nach ein voller Erfolg, denn einen Brief zu schreiben und dann eine Antwort zu erhalten, ist für die Kinder etwas besonderes.
Montag, 25. Mai 2015
Die Philosophie des Taxifahrens oder Gringo²
Aus Deutschland ist das Handeln eher weniger bekannt. Grundsätzlich wird der Preis, den der Verkäufer dem Käufer angibt, hingenommen oder das Produkt wird nicht gekauft. In Peru lohnt es sich dagegen immer zu verhandeln. Ob auf dem Markt, bei touristischen Dienstleistungen oder z.B. beim Taxifahren. Die Taxifahrer haben nämlich generell die Angewohnheit ihren Gästen ein bisschen zu viel Geld aus der Tasche ziehen zu wollen. Wenn man allerdings irgendwann lernt Entfernungen und Preise in der Stadt zu schätzen, kann man ganz einfach den Preis um einen Sol senken. Ein bisschen nett lächeln (als Frau geht das immer gut) und dann ein bisschen betteln und beten: "Senor, siempre vamos para tres Soles. No está muy lejitos." (Wir fahren immer für drei Soles. Es ist nicht weit weg.) Wenn dann die Antwort kommt: "Si, está al fondisísimo." (Doch, das ist super weit weg.), kann man immer noch das Argument bringen, dass sich 4 Soles einfach nicht durch drei Personen teilen lassen. Entweder man kann jetzt zufrieden zum gewünschten Preis nach Hause fahren oder man muss sich ein neues Taxi suchen, weil der Fahrer den "Gringozuschlag" nicht vom Preis abziehen wollte. "Gringozuschlag"?
Jetzt kommen wir zu meinem Erlebnis am Samstag: Mit zwei Mitfreiwilligen halte ich ein Taxi an. Der Fahrer verlangt 10 Soles für die angegebene Fahrt von unserem Haus zur Busstation nach La Tortuga. Wir erläutern ihm nach dem oben erklärten Schema, dass wir nur für 9 Soles fahren wollen. Nach kurzem Überlegen willigt er ein. Im Taxi fragt er uns noch einmal genau zu welcher Busstation (eine ist im Zentrum und sehr nah, die andere ist weiterweg). Wir erklären ihm, dass wir zu der an der Stadtgrenze wollen. Er fängt an sich zu beschweren: "Pero está muy lejos hasta allá para 9 Soles."(Bis dorthin ist es sehr weit und das für 9 Soles.) Wir kontern: "Nein, das ist ein normaler Preis. Sie wollen nur von uns mehr verlangen, weil wir Gringos* sind." Ab da verwickelten wir uns mit dem Taxifahrer in ein sehr unterhaltsames Gespräch. Er erklärte uns, dass für ihn die Gringos wohlhabend und reich sind und man ihnen deswegen mehr Geld abverlangen müsste. Wir erklären ihm, dass wir eigentlich keine Gringos sind, weil wir aus Deutschland in Europa kommen. Er schaut uns fragend an und meint: "Was seid ihr dann?". Wir erläutern ihm, dass wir Europäer sind und damit viel netter und sympathischer als die Gringos seinen. Er fasst zusammen: "Also seid ihr Gringos hoch zwei.". Alle im Auto müssen lachen und es beginnt ein nette Unterhaltung über die Fußballweltmeisterschaft, den Verkehr in Deutschland und Peru, das peruanische Essen und unseren Freiwilligendienst. Am Ende der Fahrt bedankt der Fahrer sich bei uns und wir uns bei ihm für die tolle Fahrt.
*Gringo ist der lateinamerikanische Ausdruck für "US-Amerikaner". Zum Teil wurde er als Beleidigung verwendet. Heute bezeichnet er in Peru alle "Weißen" und hat auch keinen negativen Beigeschmack mehr. Trotzdem fühlt es sich für mich nicht so schön an auf offener Straße "Gringa" hinterher gerufen zu bekommen.
Jetzt kommen wir zu meinem Erlebnis am Samstag: Mit zwei Mitfreiwilligen halte ich ein Taxi an. Der Fahrer verlangt 10 Soles für die angegebene Fahrt von unserem Haus zur Busstation nach La Tortuga. Wir erläutern ihm nach dem oben erklärten Schema, dass wir nur für 9 Soles fahren wollen. Nach kurzem Überlegen willigt er ein. Im Taxi fragt er uns noch einmal genau zu welcher Busstation (eine ist im Zentrum und sehr nah, die andere ist weiterweg). Wir erklären ihm, dass wir zu der an der Stadtgrenze wollen. Er fängt an sich zu beschweren: "Pero está muy lejos hasta allá para 9 Soles."(Bis dorthin ist es sehr weit und das für 9 Soles.) Wir kontern: "Nein, das ist ein normaler Preis. Sie wollen nur von uns mehr verlangen, weil wir Gringos* sind." Ab da verwickelten wir uns mit dem Taxifahrer in ein sehr unterhaltsames Gespräch. Er erklärte uns, dass für ihn die Gringos wohlhabend und reich sind und man ihnen deswegen mehr Geld abverlangen müsste. Wir erklären ihm, dass wir eigentlich keine Gringos sind, weil wir aus Deutschland in Europa kommen. Er schaut uns fragend an und meint: "Was seid ihr dann?". Wir erläutern ihm, dass wir Europäer sind und damit viel netter und sympathischer als die Gringos seinen. Er fasst zusammen: "Also seid ihr Gringos hoch zwei.". Alle im Auto müssen lachen und es beginnt ein nette Unterhaltung über die Fußballweltmeisterschaft, den Verkehr in Deutschland und Peru, das peruanische Essen und unseren Freiwilligendienst. Am Ende der Fahrt bedankt der Fahrer sich bei uns und wir uns bei ihm für die tolle Fahrt.
*Gringo ist der lateinamerikanische Ausdruck für "US-Amerikaner". Zum Teil wurde er als Beleidigung verwendet. Heute bezeichnet er in Peru alle "Weißen" und hat auch keinen negativen Beigeschmack mehr. Trotzdem fühlt es sich für mich nicht so schön an auf offener Straße "Gringa" hinterher gerufen zu bekommen.
Sonntag, 17. Mai 2015
Von Gewinnern und Verlierern
Einen Monat ist es nun her, dass der Fußballklub von La Tortuga nach Piura kam und gegen ein zusammengewürfeltes Team von Manitos Trabajando antrat. Leider verloren unsere Manitos Kinder hoch in heimischen Gefilden und forderten deswegen eine Revanche in La Tortuga. Meine Mitfreiwilligen und Trainer des FC Tortuga, die diese wunderbare Idee eines Zusammentreffens ermöglichten, waren ebenfalls bereits ein Rückspiel zu organisieren.
So kam es, dass wir alle am vergangenen Samstag mit einem gemieteten Bus und 12 Spieler aus Manitos Trabajando, viel Wasser und Essen im Gepäck nach La Tortuga aufbrachen. In Tortuga angekommen begeisterte mich vor allem die Halle, in der das Spiel ausgetragen werden sollte. Halle sage ich ein überdachtes Stadion mit Tribünen. Noch nie hatte ich dieses für La Tortuga einem Wunder gleichende Bauwerk gesehen. Es waren auch tatsächlich einige Leute zum Zuschauen gekommen. Für den Seelenfrieden der Manitos war der kämpferisch erlangte Sieg den
sie am Ende in Tortuga erzielten sehr wichtig. Viel aufregender war allerdings
der bevorstehende Besuch des Strands. Für einige Kinder war es das erste Mal am
Meer und dem zu Folge ein großes Abenteuer. Nach dem Spiel konnten sie gar
nicht schnell genug in den Combi klettern um an den Strand zu fahren. Alle
badeten sich mit viel Vergnügen, wobei der Eine mehr und der Andere weniger
Angst hatte. Wir aßen alle gemeinsam Mittagessen am Strand. Dann fuhren wir
noch zu einem zweiten Strand. Dort tobten sich dann alle wild spielend aus.
Sandburgen wurden gebaut, Fußball gespielt und Krabben wurden gejagt. Die
Dankbarkeit der Kinder über diesen Ausflug habe ich ganz deutlich in ihrem
Verhalten gespürt. Während bei Manitos einige der Jungs ganz schöne Rabauken
sind, erschienen sie am Strand alle wie zahme Lämmer. Am Ende schliefen alle
glücklich und geschafft im Combi auf der Rückfahrt ein.
Die Teams vor dem Spiel |
Die Arena |

Montag, 11. Mai 2015
Tortugenos en Piura
Hinter mir liegt ein turbulentes Wochenende. Seit Samstagmittag residierte in unserer Wohnung hoher tortugiesischer Staatsbesuch: Saúl, Chilalo und Keren lernten Piura kennen. Wir ermöglichten den Geschwistern den Besuch allerdings nicht ohne Grund. Saúl, mit 6 Jahren der Jüngste, ertrank als kleines Kind beinahe im Meer. Seitdem hat er Angst vor dem Meer und will auch nicht mehr baden gehen. Da die einzige Berufsaussicht in La Tortuga der Fischfang ist, wollte wir gerade Saúl mit dem Besuch andere Möglichkeiten aufzeigen und ihm ein Leben in Piura schmackhaft machen. Für seine Geschwister war die Reise ein ebenso großes Abenteuer wie für ihn.
Am Samstag besichtigten die Kinder den Plaza de Armas und erfreuten sich an einem schönen Kugeleis. Der Höhepunkt des Tages kam allerdings danach: der Open Plaza, ein großes, glimmerndes Einkaufszentrum. Die Rolltreppe war die Attraktion schlecht hin. Immer wieder wollten sie hoch und runter fahren. Danach ging's dann noch in der riesigen Supermarkt Tottus. Auch dies war ein großes Erlebnis. All die tollen Sachen, die dort gekauft werden können: Schuhe, Computer, Kühlschränke, Fernseher, verschiedene Sorten Brot, Fleisch, Wurst und Käse und und und.... Wieder zu Hause angekommen, begann das große Duschabenteuer. Wasser, dass von oben auf den Kopf regnet und dann noch flüssige Seife, die toll riecht. Da wollten sie am Sonntag gleich noch einmal duschen. Schließlich aßen wir dann alle gemeinsam zu Hause zu Abend. Nach dem Essen gingen die Kinder noch in die Zahnputzschule. Vom Schrubben über das Ausspülen bis hin zum Gurgeln übten sie alles fleißig. Darauf folgte ein abendliche Spielrunde mit "Mensch ärgere dich nicht" und einem Nachtspaziergang mit Taschenlampen im dunklen Park. Als die Kinder schließlich immer noch nicht ganz müde waren, besuchte sie im Bett noch Rotkäppchen, der Wolf mit seinen sieben Geißlein und der Rattenfänger von Hameln.
Am Sonntag wurden wir dann früh geweckt und mussten noch etwas verschlafen, gleich Packesel, Quartett und noch eine "Revancha" "Mensch ärgere dich nicht spielen". Vor dem Frühstück statten wir auch dem Dorfflughafen von Piura noch einen Besuch ab. Einen großen Flieger aus der Nähe und dann noch beim Abheben zu Beobachten, war glaube ich etwas zu viel für die Vorstellungskraft der Kinder. Zum Frühstück lernten sie noch unseren Freund den Toaster kennen. Beindruckend was der mit den Brötchen so anstellt. Vor dem Mittagessen im Restaurant wurden auf dem Spielplatz alle Rutschen, die Wippe und mit großer Begeisterung die Schaukel ausprobiert. Vor der Rückfahrt durfte jeder noch einmal unter die Dusche springen. Im Bus zurück merkte man dann wie allen die Kräfte fehlten, sowohl Kinder als auch Erwachsene ließen sich in den Schlaf schaukeln.
Was den Kindern am Besten gefiel? Der Spielplatz und das Einkaufszentrum stehen auf der Best-of-List ganz weit oben, aber auch das "Familienleben" mit den Spielen, dem gemeinsamen Essen, der Guten-Nacht-Geschichte und der Fürsorge, die wir den Kindern boten, war ein tolles Erlebnis.
Beinahe wären Matthias und ich zu einem ungewollten Gegenaustausch auf der Rückfahrt genötigt wurden, weil zu wenige Leute auf einen Kombi nach Paita warteten (der Fahrer wollte nur mit vollem Kombi fahren) und der Kombi einen Platten hatte. Glücklicherweise ist Warten in Peru immer ein Lösung und so kamen wir doch noch in unseren eigenen Betten an.
Am Samstag besichtigten die Kinder den Plaza de Armas und erfreuten sich an einem schönen Kugeleis. Der Höhepunkt des Tages kam allerdings danach: der Open Plaza, ein großes, glimmerndes Einkaufszentrum. Die Rolltreppe war die Attraktion schlecht hin. Immer wieder wollten sie hoch und runter fahren. Danach ging's dann noch in der riesigen Supermarkt Tottus. Auch dies war ein großes Erlebnis. All die tollen Sachen, die dort gekauft werden können: Schuhe, Computer, Kühlschränke, Fernseher, verschiedene Sorten Brot, Fleisch, Wurst und Käse und und und.... Wieder zu Hause angekommen, begann das große Duschabenteuer. Wasser, dass von oben auf den Kopf regnet und dann noch flüssige Seife, die toll riecht. Da wollten sie am Sonntag gleich noch einmal duschen. Schließlich aßen wir dann alle gemeinsam zu Hause zu Abend. Nach dem Essen gingen die Kinder noch in die Zahnputzschule. Vom Schrubben über das Ausspülen bis hin zum Gurgeln übten sie alles fleißig. Darauf folgte ein abendliche Spielrunde mit "Mensch ärgere dich nicht" und einem Nachtspaziergang mit Taschenlampen im dunklen Park. Als die Kinder schließlich immer noch nicht ganz müde waren, besuchte sie im Bett noch Rotkäppchen, der Wolf mit seinen sieben Geißlein und der Rattenfänger von Hameln.
Am Sonntag wurden wir dann früh geweckt und mussten noch etwas verschlafen, gleich Packesel, Quartett und noch eine "Revancha" "Mensch ärgere dich nicht spielen". Vor dem Frühstück statten wir auch dem Dorfflughafen von Piura noch einen Besuch ab. Einen großen Flieger aus der Nähe und dann noch beim Abheben zu Beobachten, war glaube ich etwas zu viel für die Vorstellungskraft der Kinder. Zum Frühstück lernten sie noch unseren Freund den Toaster kennen. Beindruckend was der mit den Brötchen so anstellt. Vor dem Mittagessen im Restaurant wurden auf dem Spielplatz alle Rutschen, die Wippe und mit großer Begeisterung die Schaukel ausprobiert. Vor der Rückfahrt durfte jeder noch einmal unter die Dusche springen. Im Bus zurück merkte man dann wie allen die Kräfte fehlten, sowohl Kinder als auch Erwachsene ließen sich in den Schlaf schaukeln.
Was den Kindern am Besten gefiel? Der Spielplatz und das Einkaufszentrum stehen auf der Best-of-List ganz weit oben, aber auch das "Familienleben" mit den Spielen, dem gemeinsamen Essen, der Guten-Nacht-Geschichte und der Fürsorge, die wir den Kindern boten, war ein tolles Erlebnis.
Beinahe wären Matthias und ich zu einem ungewollten Gegenaustausch auf der Rückfahrt genötigt wurden, weil zu wenige Leute auf einen Kombi nach Paita warteten (der Fahrer wollte nur mit vollem Kombi fahren) und der Kombi einen Platten hatte. Glücklicherweise ist Warten in Peru immer ein Lösung und so kamen wir doch noch in unseren eigenen Betten an.
Abonnieren
Posts (Atom)