Hinter mir liegt ein turbulentes Wochenende. Seit Samstagmittag residierte in unserer Wohnung hoher tortugiesischer Staatsbesuch: Saúl, Chilalo und Keren lernten Piura kennen. Wir ermöglichten den Geschwistern den Besuch allerdings nicht ohne Grund. Saúl, mit 6 Jahren der Jüngste, ertrank als kleines Kind beinahe im Meer. Seitdem hat er Angst vor dem Meer und will auch nicht mehr baden gehen. Da die einzige Berufsaussicht in La Tortuga der Fischfang ist, wollte wir gerade Saúl mit dem Besuch andere Möglichkeiten aufzeigen und ihm ein Leben in Piura schmackhaft machen. Für seine Geschwister war die Reise ein ebenso großes Abenteuer wie für ihn.
Am Samstag besichtigten die Kinder den Plaza de Armas und erfreuten sich an einem schönen Kugeleis. Der Höhepunkt des Tages kam allerdings danach: der Open Plaza, ein großes, glimmerndes Einkaufszentrum. Die Rolltreppe war die Attraktion schlecht hin. Immer wieder wollten sie hoch und runter fahren. Danach ging's dann noch in der riesigen Supermarkt Tottus. Auch dies war ein großes Erlebnis. All die tollen Sachen, die dort gekauft werden können: Schuhe, Computer, Kühlschränke, Fernseher, verschiedene Sorten Brot, Fleisch, Wurst und Käse und und und.... Wieder zu Hause angekommen, begann das große Duschabenteuer. Wasser, dass von oben auf den Kopf regnet und dann noch flüssige Seife, die toll riecht. Da wollten sie am Sonntag gleich noch einmal duschen. Schließlich aßen wir dann alle gemeinsam zu Hause zu Abend. Nach dem Essen gingen die Kinder noch in die Zahnputzschule. Vom Schrubben über das Ausspülen bis hin zum Gurgeln übten sie alles fleißig. Darauf folgte ein abendliche Spielrunde mit "Mensch ärgere dich nicht" und einem Nachtspaziergang mit Taschenlampen im dunklen Park. Als die Kinder schließlich immer noch nicht ganz müde waren, besuchte sie im Bett noch Rotkäppchen, der Wolf mit seinen sieben Geißlein und der Rattenfänger von Hameln.
Am Sonntag wurden wir dann früh geweckt und mussten noch etwas verschlafen, gleich Packesel, Quartett und noch eine "Revancha" "Mensch ärgere dich nicht spielen". Vor dem Frühstück statten wir auch dem Dorfflughafen von Piura noch einen Besuch ab. Einen großen Flieger aus der Nähe und dann noch beim Abheben zu Beobachten, war glaube ich etwas zu viel für die Vorstellungskraft der Kinder. Zum Frühstück lernten sie noch unseren Freund den Toaster kennen. Beindruckend was der mit den Brötchen so anstellt. Vor dem Mittagessen im Restaurant wurden auf dem Spielplatz alle Rutschen, die Wippe und mit großer Begeisterung die Schaukel ausprobiert. Vor der Rückfahrt durfte jeder noch einmal unter die Dusche springen. Im Bus zurück merkte man dann wie allen die Kräfte fehlten, sowohl Kinder als auch Erwachsene ließen sich in den Schlaf schaukeln.
Was den Kindern am Besten gefiel? Der Spielplatz und das Einkaufszentrum stehen auf der Best-of-List ganz weit oben, aber auch das "Familienleben" mit den Spielen, dem gemeinsamen Essen, der Guten-Nacht-Geschichte und der Fürsorge, die wir den Kindern boten, war ein tolles Erlebnis.
Beinahe wären Matthias und ich zu einem ungewollten Gegenaustausch auf der Rückfahrt genötigt wurden, weil zu wenige Leute auf einen Kombi nach Paita warteten (der Fahrer wollte nur mit vollem Kombi fahren) und der Kombi einen Platten hatte. Glücklicherweise ist Warten in Peru immer ein Lösung und so kamen wir doch noch in unseren eigenen Betten an.
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