Die Fotos oben sind alle heute auf meinem Weg zur Arbeit
entstanden. Allein auf diesem 25 minütigen Weg erlebe und sehe ich jeden Tag
wieder so viele Gegensätze, dass es kaum zu glauben ist. Die Route startet in
Miraflores/Castilla. Ich gehe vorbei an Häusern mit hohen Mauern,
elektronischen Sicherheitszäunen, automatisch öffnenden Toren und großen Jeeps.
Die Straßen sind gesäumt von Palmen, Hibisken und Pinien. Die Wiese vor jedem
Haus strahlt mich saftig grün an. Es ist keine Spur von losem Müll zu
entdecken. Aller fünf Minuten läuft man an einem gepflegten Park vorbei. Doch
plötzlich sehe ich wie eine Mutter mit Kind in den Mülltüten eines Hauses
sucht, wie ein Gemüsehändler angestrengt seinen Wagen schiebt und sein
Sortiment ausruft und wie ein Mann in schäbiger Kleidung im Park schläft.
Über die Hängebrücke komme ich auf die andere Seite des
Flusses und damit nach Piura/Piura. Der Fluss ist blau, doch der Schein trügt.
Am Rand liegen Berge von Müll und im Wasser entdeckt man Fahrradreifen.
Trotzdem suchen Reiher und Kühe ihre Nahrung. In der Ferne sieht man die Palmen
eines Golfplatzes und auf der anderen Seite den Umriss des „Open Plaza“. Ein
riesiges, mit glänzenden Fliesen ausgelegtes Einkaufszentrum mit „Pizza Hut“, „Starbucks“,
„Adidas“, „Ecco“, „Cat“ und einem großen Kaufland.
Auf dem anderen Flussufer angekommen, folgt der Weg 15 min
einer Hauptstraße. Das Hupen der Mototaxis, Taxis und Motos übertönt jedes
andere mögliche Geräusch. In den Autoschlangen an der Ampel stehen fast
außereinanderfallende Taxis neben riesige Jeeps von „Toyota“ und weiter hinten
versucht ein Mann, der auf der Treppe eines Busses steht, die Geräuschkulisse zu
übertönen und Menschen zum Einsteigen zu bringen. Vorbei an zwei Schulen,
unzähligen Imbissen, Kopierläden und Fotografen bis der Markt in Reichweite
kommt. Menschen verkaufen 50kg Reis- und Zuckersäcke. Stände mit Ceviche,
Säften, Gebäck, Obst, Gemüse befinden sich neben wartenden Mototaxis. Ist die
Straße endlich überquert taucht ein bis zur Decke mit Wassermelone gefüllter
Laden auf. Darauf folgt die Eingangspforte einer Kirche und dann riecht es bald
nach Motoröl und Schmiere der Mototaxiwerkstätten. Plötzlich erscheint eine Tür
in einer Steinmauer. Ich klingle und Florencio, der Türwärter öffnet mit aller
Freude. Vor mir liegt ein farbenfroher Hof mit Wiese, Sportplatz und schönen
Klassenzimmern - Manitos Trabajando. Es schallt „Tren del cielo“ aus dem Musikzimmer und alles scheint
glücklich und friedlich, wären da nicht Kinder:
·
Die in vielen Fällen häusliche Gewalt erfahren.
·
Die oft kein fließendes Wasser zu Hause besitzen.
·
Die öfter in der Schule fehlen.
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Die selbst schon hart auf dem Markt oder zu Hause
arbeiten.
Diese Realität vergesse ich manchmal, wenn ich die Kinder
glücklich spielen sehe. Umso schneller ist sie aber wieder präsent, wenn Kinder
nicht lesen, schreiben oder rechnen können und sich statt dessen auf dem Hof
prügeln.
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