Montag, 30. März 2015

Mein neuer Stundenplan bzw. ein Dach für Flora

Eine witzige, spannende, warme und karftraubende Woche liegt hinter mir. Es war die erste Woche, die ich nach dem neuen Stundenplan arbeitete. Für die mir noch verbleibenden 5½ Monate hat sich doch einiges geändert im Gegensatz zu meinem ersten Stundenplan.

Morgens werde jeweils an zwei Tagen in der Küche von Manitos Trabajando und bei der Therapie in der Psychiatrie CREMP helfen. Die Arbeit in der Psychiatrie übte ich auch während der Schließungszeit von CANAT regelmäßig aus. Von den Aufgabenbereichen ist dort alles beim Alten geblieben und die Patienten empfangen mich immer noch mit viel Freude und Dankbarkeit.  Was habe ich nun aber plötzlich in der Küche zu tun?  In der Küche von Manitos Trabajando wird täglich für die Kinder und Jugendlichen, die an diesem Programm teilnehmen, und für das Personal ein schmackhaftes und nahrhaftes Essen zubereitet. Für rund 80 Personen zu kochen bedeutet große Töpfe und mehr Arbeit. Im vergangenen Jahr arbeiteten drei Personen in der Küche: Petronila (von allen Miss Petito genannt) war und ist die liebevolle, dominante Chefin, Marco und Jean-Pierre haben beide ihre Kochausbildung bei Manitos Creciendo erhalten und waren ihre Gehilfen. Marco hat über die Sommerpause allerdings eine neue Arbeitsstelle gefunden, sodass für dieses Schuljahr eine Arbeitskraft in der Küche fehlt. Und obwohl es vielleicht auf den ersten Blick nicht so scheint – das Mittagessen ist eines der essentiellsten und wichtigsten Bestandteile des Programms für die Kinder und sie nehmen es mit großer Dankbarkeit an, da sie zu Hause oftmals nicht so ein gesundes und nahrhaftes Essen geboten bekommen.  Die Gerichte bestehen immer aus einer großen Portion Reis, Menestra (Soße mit Bohnen/Erbsen) und entweder Fleisch, Fisch, frittierter Banane, Kartoffel oder Spiegelei. Meine Aufgaben in der Küche sehen also ganz unterschiedlich aus: vom Limetten pressen über Kartoffeln schälen und abwaschen bis hin zum Servietten falten.

An den Nachmittagen arbeite ich zweimal in der Klasse von Carola bei Manitos Trabajando und zweimal in der Ludoteca von Monica Zapata. Bei Carola in der Klasse gibt es allerdings keine Nachhilfeklasse mehr, d.h. ich helfe einfach in der Klasse den Kindern bei ihren Hausaufgaben oder wiederhole mit ihnen Rechenaufgaben. Die Arbeit in der Ludoteca kann ich im Moment noch nicht so genau beschreiben, da ich in der letzten Woche unterschiedliche Aufgaben -  entsprechend der Anzahl der Kinder - übernahm.  Einmal half ich im Rincon de Bebés aus und war ich draußen mit den großen Kindern beschäftigt. Die Teilnehmerzahl macht uns in Monica Zapata etwas zu schaffen. Es gibt so viele Babys, die in Begleitung ihrer Mütter im Rincon de Bebes spielen, dass die Ludoteca innen keinen Platz mehr für die großen Kinder lässt. Das Gute ist jedoch, dass die Mütter sehr engagiert sind und alle zusammenlegen wollen für einen Sonnenschutz vor der Ludoteca für  die Großen.

An den freien Tag steht nach wie vor die Ludoteca in La Tortuga auf dem Programm, sowie die Versammlung für die Ludotecas und die Besuche bei Flora. Flora verdient an dieser Stelle noch einmal Aufmerksamkeit: Die ältere Frau, die auf einem Berg oberhalb der Ludoteca von Castilla wohnt, versorgen wir  mit Wasser und Lebensmitteln, da sie selbst kein Geld hat und auch nicht beim Staat registriert ist. Über das Osterwochenende werden Linus (ein Mitfreiwilliger) und peruanische Freunde ihr Dach neu konstruieren. Es hängt an vielen Stellen durch und ist deswegen zu niedrig. Flora selbst ist mittlerweile zu alt um dies allein zu schaffen. Für die Konstruktion sind natürlich einige Materialien wie Wellblech und Holzlatten nötig, die wir besorgen müssen. Über eine Spende für die Materialien freuen wir uns sehr. Wer jetzt Lust bekommen hat uns mit einem kleinen Beitrag (für rund 12€ können wir schon ein Wellblech besorgen) zu unterstützen, schreibt mir bitte eine E-Mail an anna.schmieder@freenet.de. Sonstige Fragen und Anmerkungen zu Flora beantworte ich natürlich auch gern.


Montag, 23. März 2015

Bilder der Eröffnungsfeiern

Elizabeth, Evelyn y Juana en Castilla

Ludoteca in Monica Zapata

Ludoteca in Monica Zapata

A jugar, a cantar, la Ludoteca va empezar...

"Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes": mit diesen Worten segnete Juan, ein Jesuit und der Präsident CANATs, die neue Ludoteca in Monica Zapata zur Eröffnung. In seiner Ansprache an die anwesenden Kinder und deren Eltern unterstrich er, dass das Wohl unser Kinder besonders wichtig ist und dass wir uns Tag täglich um sie bemühen müssen, da sie sonst wie eine nicht gegossene Pflanze vergehen.
So viel vorweg zu den Eröffnungsfeiern der Ludotecas in Castilla und Monica Zapata, die beide sehr gelungen waren. In sauberen, ordentlichen, mit Luftballons ausgeschmückten Ludotecas empfingen wir die Eltern und Kinder. Dann hießen Juana, die Koordinatorin der Ludotecas, Gaby, die Chefin CANATs, die Eltern und Kinder willkommen. Schließlich stellten wir uns als Team vor: Neben Juana besteht dies ausn drei Ex-Manitos (ehemalige Teilnehmer des Programms Manitos Creciendo), neuen Freiwillige aus Spanien, Frankreich, Belgien und den USA und uns vier Deutsche. Zum Abschluss zogen wir mit Pfeifen und Rasseln "A jugar, a cantar, la Ludoteca va empezar" (Kommt zum Spielen und Tanzen. Die Ludoteca wird anfangen.) singend durch die Straßenzüge der Viertel. An einigen Ecken führten wir mit den Kindern altbekannte Spiele und Lieder durch. Bei diesem ganzen Lärm und Durcheinander übernahm ich in Monica Zapata das Tragen der zweijährigen Sofia. Nach zehn Minuten war sie sofort auf meinem Arm eingeschlafen, obwohl die Eröffnungsfeier eigentlich nicht so langweilig war. Mit ihrer großen Schwester brachte ich sie nach Hause zu ihrer Mama.
Bei der Eröffnungfeier in Monica Zapata lernte ich die Organisation "Vaso de Leche" (ein Glas Milch) kennen. Dies ist ein Zusammenschluss von Müttern, die jeden Morgen bei einer anderen Mutter ein Frühstück für ihre Kinder zubereiten. Die Nahrungsmittel wie Milch, Reis und Kekse werden von der Gemeinde Piura gespendet. Ein tolle Sache!
Außer der Organisation "Vaso de Leche" erscheint mir der Zusammenhalt der Bevölkerung von Monica Zapata auch sonst größer als der von Castilla. Wahrscheinlich liegt dies daran, dass die Einwohner Castillas überwiegend aus der Sierra Piuras kommt und somit meist etwas schüchterner und zurückhaltender ist.
Ein weiterer großer Unterschied zwischen Castilla und Monica Zapata ist immer noch die Anzahl der Teilnehmer der Ludotecas. In der regulären Ludoteca am Freitag in Monica waren im Abschlusskreis ungefähr 90 Kinder zu zählen und in Castilla sind es meist 20 bis 30! In Monica wir somit die volle Hilfe der Freiwilligen benötigt um die ganzen Kinder kontrollieren und angemessen betreuen zu können. Bloß gut, dass viele neue Freiwillige angekommen sind.

Montag, 16. März 2015

Von der Malermeisterin zur Schauspielerin

Nach dem nun die Einschreibungen in der letzten Woche beendet wurden, war in der vergangenen Woche genug Zeit um die zwei Ludotecas auf die Eröffnungsfeier morgen und übermorgen vorzubereiten. Ordnung schaffen und Putzen in Castilla sagte also der Stundenplan. In Monica Zapata mussten wir unser neues Heim erst einmal einrichten und malern.
So fuhren wir an drei Tagen der letzten Woche nach Monica Zapata um die Möbel und Spielsachen aus der alten Ludoteca in die neue zu befördern, sie aufzustellen, alles zu ordnen und zu säubern. Der anstrengendere Teil der Arbeit war jedoch das Malern der Ludoteca von außen. In der Mittagshitze strichen wir die Ludoteca in einem schönen Himmelsblau an. Viele, viele Kinder aus dem ganzen Viertel kamen sofort an und wollten mithelfen. Manche brachten sogar Pinsel von zu Hause mit. Am Ende waren alle mit blauer Farbe übersäht. Glücklicherweise war ein Gartenschlauch griffbereit zum Reinigen der Spielsachen, mit diesem haben sich die Kinder dann ein bisschen abgeduscht. Nun ist die Ludoteca schön gestrichen und die Eröffnung kann kommen.
Heute fand bereits die Eröffnungsfeier von Manitos Trabajando und Manitos Creciendo statt. Eine schöne Gelegenheit alte Gesichter wiederzuentdecken und neue Gesichter zu begrüßen. Das Personal von ganz CANAT war erschienen um die Kinder und Jugendliche sowie deren Familien zu begrüßen. Die Kinder vom letzten Jahr wiederzusehen war eine Freude auf beiden Seiten. Gemeinsam verfolgten wir alle das Programm, bei dem das Team von CANAT vorgestellt wurde, wichtige Kooperationspartner CANATs wie die Regionalregierung und das SIS (Krankenversicherung) richteten Worte an die Familien. Schließlich präsentierten wir noch ein von uns Freiwilligen erdachtes Theater, welches die Pflichten der Eltern und Kinder gegenüber CANAT darstellt. Diese stellten wir szenisch dar. Zuerst als Negativbeispiel und dann korrigiert. Die Pflichten sind z.B. Pünktlichkeit, regelmäßiges Kommen, Respekt und Verantwortung gegenüber den Materialien, dem Personal und den anderen Teilnehmern.
Also dann bis zur nächsten Woche.

Montag, 9. März 2015

Manitos bereitet sich vor...

Ab dem 16. März werden die drei Programme CANATs: Manitos Trabajando, Manitos Jugando und Manitos Creciendo ihre Türen wieder geöffnet halten für Kinder und Jugendliche. Bei Manitos Trabajando und Manitos Jugando laufen zur Zeit noch die Einschreibungen. Bei den Einschreibungen halfen wir als Freiwillige bereits in der vergangenen Woche fleißig in Manitos Jugando mit.

Bevor die Einschreibungen begannen, musste natürlich erst einmal überall publik gemacht werden, wann und wo alles stattfinden wird. Also zogen wir an den Nachmittagen jeweils abwechselnd durch die zwei Stadtviertel, in denen es eine Ludoteca gibt. Die Ludoteca in Castilla ist bereits bekannt bei den Leuten, da sie schon seit Mitte des letzten Schuljahres existiert. Die Ludoteca, die einst in Stadtteil Los Ángeles war, ist nun nach Monica Zapata, einem Nachbarstadtteil, umgezogen. So gingen wir mit Flugblättern von Tür zu Tür und klebten Plakate an die Tiendas, kleine Tante-Emma-Läden, die an jeder Ecke ansässig sind.

Ab letzter Woche dann, fuhr immer eine Gruppe nach Monica Zapata und eine zweite nach Castilla um dort in der Ludoteca auf Eltern zu warten, die ihre Kinder für dieses Schuljahr einschreiben wollen. In Castilla ist die Zahl der Kinder recht gering (ungefähr 30 Kinder). Die Kinder sind aber meist schon Jahre dabei und so ist die Freude auf die Ludoteca groß. In Monica Zapata sind durch unsere Werbeaktion bis heute schon rund 120 Kinder eingeschrieben. Es wird schon etwas schwierig so viele Kinder unter Kontrolle zu bekommen. Die erfahrenen Ludoteca Mitarbeiter kündigten allerdings bereits an, dass die Zahl dann auch wieder fällt, wenn die Schule anfängt und wenn einige Kinder merken, dass es ihnen doch nicht so gefällt.
Für mich war bei den Einschreibungen bis jetzt interessant, mehr über die Familien und deren finanzielle Situationen zu erfahren. Denn CANAT hinterfragt in den Einschreibebögen auch die Daten der Familienmitglieder. So stimmte es mich nachdenklich, dass viele Eltern oft nur die Grundschule beendeten oder die weiterbildende Schule dann abbrachen. Außerdem erfuhr ich auch, dass die meisten Familien nur ein Gesamteinkommen von rund 1000 Soles (ca. 250€) haben und davon meist ungefähr drei Kinder und zwei Erwachsene versorgen müssen. Es gibt außerdem auch deutlich mehr alleinstehende Frauen und unverheiratete Eltern als ich vermutete. Die Lebenssituation wird auch auf dem Fragebogen eingetragen. Die meisten Häuser der Kinder sind Eigene. Auf meine Nachfrage bei einer Mitarbeiterin der Ludoteca, ob die Familien die Grundstücke zahlen oder wem dieses Land hier gehört, antwortete sie: "Die Familien fangen erst an illegal zu siedeln. Dann kommt meist die Regierung und ordnet das Viertel in Straßen und Hausnummern, gibt ihm einen Namen und installiert Stromversorgung. Die meisten Familien erhalten zum Schluss das Grundstück als Eigentum." Viele der Häuser sind aus ungebrannten Lehmziegeln konstruiert und haben Lehmfußboden. Strom ist meist im Haus vorhanden, Wasser- und Abwasserleitungen erreichen oft nicht das Haus.
Gespannt bin ich wie viele Kinder sich am Ende in beiden Ludotecas einschreiben. Mit Vorfreude schaue ich dem 17. und 18. März entgegen, den Eröffnungsfeiern der Ludotecas.
Bis zum nächsten Montag!

Montag, 2. März 2015

Vom Einfangen der Träume

  Wie jeden Samstag fuhren wir auch vergangenes Wochenende nach La Tortuga. Diesmal mit besonderen Materialien im Gepäck: Unmengen an Wolle und Ringen aus Pappe. Meine Mitfreiwillige Julia und ich bastelten an diesem Tag mit den Kindern einen Tramfänger.  Bevor wir allerdings anfingen den Traumfänger mit den Kindern zu erstellen, war es nötig einmal ein paar generelle Regeln für die  Ludoteca aufzustellen. An den vergangenen Wochenenden viel uns auf, dass mit den Spielsachen nicht verantwortungsbewusst umgegangen wurde, dass der Raum mit den Spielsachen ein einziges Chaos war, dass die Kinder Früchte mitbrachten und die Reste einfach in der Ludoteca verstreuten und dass selten alle Kinder pünktlich um drei Uhr nachmittags erschienen. In einem Dorf wie La Tortuga sind Werte wie Respekt, Ordnung, Pünktlichkeit und Verantwortung oftmals unbeachtet, da es eine Welt für sich ist. Die Kinder spazieren sobald sie laufen können allein durch die Straßen. Meist haben sie einen Solcito in der Hand und können damit am Kiosk eine kleine Süßigkeit kaufen. Ab sieben Jahren ungefähr dürfen zumindest die Jungs Mototaxi zum Strand fahren und die Mädchen helfen dann zu Hause beim Kochen oder Putzen. Und wenn heute das Gas alle wird, dann wird in Tortuga gewartet bis der Gashändler zufällig vor der Haustür langfährt. Solang hat die ganze Familie dann kein Essen. Und eine Uhr besitzt in La Tortuga sowieso niemand.
Für den einen Nachmittag an dem wir mit den Kindern den Traumfänger bastelten erging es uns ganz gut mit den aufgestellten Regeln. Die Kinder sagten "Bitte." und "Danke.". Es herrschte ein angenehmes Arbeitsklima. Am Ende halfen alle die Ludoteca wieder aufzuräumen. An diesem Samstag kamen die ersten Kinder allerdings wieder erst um halb vier. Ein mittelmäßiger Erfolg also. Der Traum von der Pünktlichkeit entwischt dem Traumfänger immer noch.
Außerdem war ich in der letzten Woche auch wieder jeden Morgen in der Psychiatrie und half bei der Therapie. Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag hatte die Lehrerin allerdings eine Versammlung, sodass ich mit Julia bzw. Linus die Therapie allein geschmissen hab. Am Mittwoch improvisierten Julia und ich einfach den kompletten Sportunterricht und später kam dann eine andere Lehrerin mit ihren Patienten um gemeinsam ein Theater über San Juan de Dios, den Heiligen der Einrichtung, einzustudieren. Donnerstag führten Linus und ich eine Aktivität aus der Ludoteca mit den Patienten durch: In ein Herz sollte jeder die Dingen zeichnen oder schreiben, die er besonders liebt. Die Patienten zeichneten Essen, Familie, Freunde, Porsche, Musik und vieles mehr. Am Ende wertete Linus mit ihnen die Aktivität aus und alle, die wollten konnten über den Inhalt des Herzes sprechen. Auch an diesem Tag stand wieder das Theater an, nur dass die Lehrerin diesmal nicht kam, dafür aber ihre Patienten. Also habe ich das Theater einfach allein mit ihnen geprobt. Am Freitag ließen wir die Patienten mit den restlichen Materialien aus La Tortuga einen Traumfänger basteln. Die Probe des Theaterstücks durfte natürlich auch wieder ich übernehmen. Nie im Leben hätte ich es mir zugetraut mit den Patienten allein zu sein. Rückblickend muss ich sagen hat es bis auf ein paar Zwischenfälle gut geklappt und es hat mir auch viel Spaß bereitet. Leider war Freitag vorerst unser letzter Tag in der Psychiatrie, da ab dieser Woche wieder drei Lehrerinnen da sind.
Ich habe jedenfalls erst einmal genug Traumfänger, die meine guten Träume speichern.