Donnerstag, 16. Juli 2015

"Ich überlebte eine Schießerei und jetzt will ich Koch werden."

Bevor Jean Pierre einer der beiden Köche wurde, die im Hilfszentrum für arbeitende Kinder und Jugendliche (CANAT) heute mit ihren besten Gerichten erfreuen, tauchte er im Meer von Tumbes (Stadt in Nordperu) um große Zackenbarsche mit einer Harpune zu jagen. Mit seinen grade einmal 17 Jahren ist Jean Pierres Leben schon allein deswegen ein Abriss von Gefahr und Abenteuer, weil er gezwungen war mit nur 9 Jahren sein zu Hause zu verlassen und auf die Straße zu gehen um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

- Wie bist du dem Programm Manitos Creciendo beigetreten?

- Ich habe das mit 9 Jahren gemacht und dank meiner Brüder, die ihren Lebensunterhalt mit dem Schieben von Schubkarren auf dem Markt verdienten. Sie (Manitos) haben sie aufgenommen und da habe ich mich angeschlossen.

- Was beeindruckte dich als du der Organisation beigetreten bist?

- Ich war ein sehr aufgeweckter Junge und Kochen gefiel mir sehr. Mich beeindruckte, dass es dort größere Jungs und Mädchen als mich gab und dass ich genauso wie sie arbeiten konnte. Das hier ist ein Ort an dem sie dich verstehen.

- Mit deinen 9 Jahren, was war deine erste Arbeit auf der Straße?

- Zuerst verkaufte ich Bodoques (Wassereis aus der Tüte) auf den Straßen und auf dem Markt, soweit wie meine Kraft reichte. Dort verdiente ich zwischen 1,50 und 3 Soles (50 Cent bzw. 1 Euro) pro Tag. Ich war ganz allein unterwegs.

- Aber du hast es nicht dabei belassen. Was hast du noch gemacht?

- Danach lernte ich einen Mann, genannt Chavelo, kennen, mit dem ich Wasser auf einen Esel auflud um es in den Außenbezirken, wo es keines gab, zu verkaufen. Dann fing ich an Lehmziegel in den Steinbrüchen, die weit hinter dem Viertel Ollanta Humala (Außenbezirk von Piura) liegen, zu tragen und herzustellen. Zu der Zeit war ich 11 Jahre alt und wir waren ungefähr 7 Kinder, die 20 Soles  pro Tag verdienten.

- Was hat dir das Arbeiten - von Kindheit an - gezeigt?

- Es zeigte mir, dass nichts einfach ist und dass man sehr viel opfern muss im Leben. Es hat mir auch gelehrt, das wertzuschätzen, was man hat. Andere Leute wertschätzen es nicht und mich überrascht das, weil es so scheint, also ob sie nichts in diesem Leben bezahlen müssen.

- Wie war es auf der Straße zu arbeiten?

- Ich war vielen Gefahren ausgesetzt, weil ich sehr abenteuerlustig bin. Auf der Straßen zu arbeiten ist gefährlich, weil du nie weißt, wen du triffst und wo du ankommen wirst.

- Hast du einmal um dein Leben gebangt?

- Das war vor eineinhalb Jahren. Aus familiären Gründen fuhr ich nach Puerto Pizzaro (Fischerdorf) in Tumbes (Region Nordperu), um in der Fischerei und beim Fang des Zackenbarschs zu arbeiten. An einem Tag kamen wir mit mehreren Motorbooten an der Isla del Muerto, die auf der ecuadorianischen Seite liegt, an. Es war der beste Tag, weil wir sehr viel Zackenbarsch fingen.

- Und was ist dann passiert?

- Plötzlich erschienen ein Helikopter und 5 ecuadorianische Patrouillenboote, die anfingen uns mit Schüssen zu verfolgen. Die Kugeln schossen mehre Löcher in unser Boot und ich dachte wirklich, dass ich nicht lebend im Hafen ankommen werde.

- In diesem Moment hast du dann beschlossen zurückzukommen?

- Genau. Es war eine sehr risikoreiche Arbeit und außerdem hatte ich  die Schule vernachlässigt. Da riet mir die Betreuerin Gabriela zum Rückkehren zu Manitos Creciendo. Und hier bin ich.

- Und was ist jetzt dein Traum?

- Ich möchte meine Schule beenden, meine Ausbildung zum Koch anfangen und mein Restaurant eröffnen. Ich würde selbstverständlich einen Namen auswählen, der etwas mit CANAT zu tun hat, weil ich dank ihnen dort im Leben angekommen bin, wo ich sein möchte.

Zur Person: Ich wurde vor 18 Jahren in Piura geboren. Mit 9 Jahren verkaufte ich Bodoques und verdiente 1,50 Soles am Tag. Meine letzte Arbeit war in Puerto Pizarro, wo ich tauchte, um mit einer Harpune Zackenbarsche zu fangen. Ich tauchte bis zu 4m tief nur mit einem Sauerstoffschlauch. Ich habe 6 Geschwister, die die Schule nicht beendeten und zum Arbeiten nach Ecuador in die Minen und zum Fischfang gingen. Ich spare für mein Restaurant.

Aus: Diario El Tiempo, 3.7.2015

Sonntag, 21. Juni 2015

Eindrücke in Bildern

Vom Boot aus sahen wir einige Dörfer

Im Nationalpark Pacaya Samiria

Sonnenuntergang in Lagunas

La Selva

Nach einer erlebnisreichen Woche im Dschungel melde ich mich nun wieder gesund und munter aus Piura zurück. An Natürlichkeit und Einfachheit hat es dieser Woche wirklich nicht gefehlt. Mit einer Freundin trat ich die aufregende Reise mit dem Bus, dem Taxi und schließlich mit dem Boot bis nach Lagunas an. Lagunas hatte ich mir eigentlich noch kleiner und dörflicher vorgestellt, als es eigentlich ist. Als wir geschafft von der Reise nachts um 2 Uhr mit dem Mototaxi durch die Straßen fuhren, war alles stockdunkel, da von 12 Uhr bis 4 Uhr morgens der Strom abgestellt wird. Erst fuhren wir auf einer neu gebauten asphaltierten Straße bis zum Plaza de Armas und dann weiter auf einem schlammigen Feldweg bis zu unserer Unterkunft für die bereits fortgeschrittene Nacht. Zum Glück hatten wir die Unterkunft und das Moto schon vorher organisiert. Eigentlich ist es falsch an dieser Stelle "wir" zu sagen, denn es war die Familie bei der wir die Tour gebucht hatten, die sich um alles liebevoll gekümmert hat. Mutter und Tochter organisieren und koordinieren alles und zwei der Söhne sind mit Angestellten die Touristenführer. Im Haus der Familie kamen wir also für eine Nacht vor und eine Nacht nach den drei Tourtagen im Regenwald unter. Das Haus sollte ich eher als Holzhütte mit Wellblechdach bezeichnen. Die Zimmer waren ebenfalls nur durch Holzbretter und einen Stoffvorhang als Tür abgetrennt. Die Toilette war eine Konstruktion als Plastikplanen  und Plumpsklo hinter dem Haus. In der Küche wurde der Herd mit Holz geheizt. Die Art und Weise wie uns die Mutter früh um zwei empfing, sich mit uns vor der Tour und am letzten Tag unterhielt war äußerst herzlich. Sie erzählte auf angenehme und nicht aufdringliche Weise aus ihrem Leben. Sie ist Tochter von einem kolumbianischen Drogenhändler und hat nie alle ihre vermutlich 80 Geschwister und ihren Vater kennengelernt. Ihr Mann war mit Leib und Seele Guide im Nationalpark und brachte seinen Söhnen alle seine Kenntnisse bei. Vor 10 Jahren starb er bei einen Übergriff von Wilderen, die Schildkröteneier stehlen wollten. Seitdem ist allein für ihre acht Kinder verantwortlich, die zum Glück schon alle über 20 Jahre alt sind. So kann sie sich jetzt mit den geringen Einnahmen aus dem Tourismus über Wasser halten. Für ihren Service (Unterkunft, Essen, Begleitung zum Hafen und frisch gemahlenen Kakao) verlangt sie den Touristen fast nichts ab. Als wir durch das 9.000 Seelen Dorf Lagunas spazieren, bezeichnet sie eine andere Unterkunft für 35 Soles pro Nacht als Luxus (10 Euro sind auch in Peru eigentlich nicht die höchsten Hotelpreise). So wie sie es gesagt hat kommt es ihr bei den Touristen weniger auf die Einnahmen an, sondern auch auf die Abwechslung von ihrem normalen Hausfrauenleben. Dennoch lässt sie sich auch nicht um das ihr zustehende Geld betrügen. In der Stadt Yurimaguas, in der alle Boote nach Lagunas abfahren, vermittelt ein Mann Touristen ihr Unternehmen. Die Touristen bezahlen dann bei ihm die ganze Tour. Letztendlich sendet der Mann allerdings nur einen Bruchteil von dem vereinbarten Geld nach Lagunas. Sodass Mutter und Tochter jetzt selbst angefangen haben Werbung zu verteilen. Wer also vorhat in den Regenwald zu fahren, sollte von Yurimaguas aus die Familie anrufen und sich dann auf einen unvergesslichen Aufenthalt in der Selva freuen. Am Besten lässt sich der Regenwald von Juli bis November erkunden.  

Montag, 1. Juni 2015

Briefe für Pedro Gumiel

In der letzten Woche herrschte bei Manitos Trabajando große Aufregung. Seit Dienstag war bekannt, dass die Kinder bis zur nächsten Woche rund 200 Briefe schreiben müssen, pro Kind rund 3. Die Idee, die hinter dieser ganzen stressigen Aktion steht, ist sehr schön. Es handelt sich um Briefe für die spanische Schule Pedro Gumiel in Madrid. Aber nicht nur unsere Kinder müssen Briefe nach Spanien schreiben, sondern auch diese schreiben ihre Briefe nach Piura. Es wurden also für jedes Kind von Manitos Trabajando ungefähr drei Brieffreundschaften organisiert.
Nun weiß ich nicht an wem es schließlich lag, dass die Information über den Austausch erst so spät bei Manitos Trabajando ankam. Denn während wir uns abmühen alle Briefe lesbar und ordentlich geschrieben zu bekommen, waren die spanischen Briefe schon beim Zoll in Lima und am Donnerstag dann in Piura. Jeden Nachmittag unterstützte ich mit Carola die Kinder beim Schreiben. Allerdings ist die Zeit für die Briefe nach dem neuen Stundenplan sehr kurz. Die Kinder haben erst eineinhalb Stunden Sport- bzw. Kunstunterricht und dann erledigen sie erst einmal ihre Hausaufgaben. Sodass am Ende rund eine Stunde für die Briefe bleibt. Gerade die jüngeren Kinder aus meiner Klasse brauchen noch viel Hilfe, weil sie noch nicht schreiben können oder auch nicht wissen was in einen Brief geschrieben wird. Dann muss auch die Rechtschreibung geprüft werden (z.B. die Unterscheidung von v und b fällt vielen sehr schwer) und zum Schluss sollte die Karte auch lesbar sein. Unter diesen ganzen Anforderungen schafften wir bis Freitag allerdings nur die Hälfte der Karten.
Die Motivation der Kinder wurde, glaube ich, am Donnerstag gesteigert. Die Aufregung war riesig als verkündet wurde, dass die spanischen Briefe doch schon schneller als erwartet ankamen. Für die Briefumschläge ließen sich die Spanier eine umweltfreundliche Lösung einfallen: Sie falteten sie aus Zeitschriftenpapier. Als der Moment des Öffnen kam waren alle sehr nervös. Bei den Kindern, die neben mir saßen konnte ich ein bisschen mitlesen, was die Spanier so schrieben. Viele beschrieben ihren Tagesablauf, Fußball, ihre Hobbys und ihre Wohnorte. Einige Sachen, die in den Briefen geschrieben wurden, riefen allerdings Fragezeichen in den Köpfen der Kinder hervor: Play Station und viele typischen spanischen Ausdrücke wie deberes statt tarea (Hausaufgabe) oder vosotros statt ustedes (ihr). Trotz allem ist der Briefaustausch meiner Meinung nach ein voller Erfolg, denn einen Brief zu schreiben und dann eine Antwort zu erhalten, ist für die Kinder etwas besonderes.

Montag, 25. Mai 2015

Die Philosophie des Taxifahrens oder Gringo²

Aus Deutschland ist das Handeln eher weniger bekannt. Grundsätzlich wird der Preis, den der Verkäufer dem Käufer angibt, hingenommen oder das Produkt wird nicht gekauft. In Peru lohnt es sich dagegen immer zu verhandeln. Ob auf dem Markt, bei touristischen Dienstleistungen oder z.B. beim Taxifahren. Die Taxifahrer haben nämlich generell die Angewohnheit ihren Gästen ein bisschen zu viel Geld aus der Tasche ziehen zu wollen. Wenn man allerdings irgendwann lernt Entfernungen und Preise in der Stadt zu schätzen, kann man ganz einfach den Preis um einen Sol senken. Ein bisschen nett lächeln (als Frau geht das immer gut) und dann ein bisschen betteln und beten: "Senor, siempre vamos para tres Soles. No está muy lejitos." (Wir fahren immer für drei Soles. Es ist nicht weit weg.) Wenn dann die Antwort kommt: "Si, está al fondisísimo." (Doch, das ist super weit weg.), kann man immer noch das Argument bringen, dass sich 4 Soles einfach nicht durch drei Personen teilen lassen. Entweder man kann jetzt zufrieden zum gewünschten Preis nach Hause fahren oder man muss sich ein neues Taxi suchen, weil der Fahrer den "Gringozuschlag" nicht vom Preis abziehen wollte. "Gringozuschlag"?
Jetzt kommen wir zu meinem Erlebnis am Samstag: Mit zwei Mitfreiwilligen halte ich ein Taxi an. Der Fahrer verlangt 10 Soles für die angegebene Fahrt von unserem Haus zur Busstation nach La Tortuga. Wir erläutern ihm nach dem oben erklärten Schema, dass wir nur für 9 Soles fahren wollen. Nach kurzem Überlegen willigt er ein. Im Taxi fragt er uns noch einmal genau zu welcher Busstation (eine ist im Zentrum und sehr nah, die andere ist weiterweg). Wir erklären ihm, dass wir zu der an der Stadtgrenze wollen. Er fängt an sich zu beschweren: "Pero está muy lejos hasta allá para 9 Soles."(Bis dorthin ist es sehr weit und das für 9 Soles.) Wir kontern: "Nein, das ist ein normaler Preis. Sie wollen nur von uns mehr verlangen, weil wir Gringos* sind." Ab da verwickelten wir uns mit dem Taxifahrer in ein sehr unterhaltsames Gespräch. Er erklärte uns, dass für ihn die Gringos wohlhabend und reich sind und man ihnen deswegen mehr Geld abverlangen müsste. Wir erklären ihm, dass wir eigentlich keine Gringos sind, weil wir aus Deutschland in Europa kommen. Er schaut uns fragend an und meint: "Was seid ihr dann?". Wir erläutern ihm, dass wir Europäer sind und damit viel netter und sympathischer als die Gringos seinen. Er fasst zusammen: "Also seid ihr Gringos hoch zwei.". Alle im Auto müssen lachen und es beginnt ein nette Unterhaltung über die Fußballweltmeisterschaft, den Verkehr in Deutschland und Peru, das peruanische Essen und unseren Freiwilligendienst. Am Ende der Fahrt bedankt der Fahrer sich bei uns und wir uns bei ihm für die tolle Fahrt.

*Gringo ist der lateinamerikanische Ausdruck für "US-Amerikaner". Zum Teil wurde er als Beleidigung verwendet. Heute bezeichnet er in Peru alle "Weißen" und hat auch keinen negativen Beigeschmack mehr. Trotzdem fühlt es sich für mich nicht so schön an auf offener Straße "Gringa" hinterher gerufen zu bekommen.

Sonntag, 17. Mai 2015

Von Gewinnern und Verlierern


Einen Monat ist es nun her, dass der Fußballklub von La Tortuga nach Piura kam und gegen ein zusammengewürfeltes Team von Manitos Trabajando antrat. Leider verloren unsere Manitos Kinder hoch in heimischen Gefilden und forderten deswegen eine Revanche in La Tortuga. Meine Mitfreiwilligen und Trainer des FC Tortuga, die diese wunderbare Idee eines Zusammentreffens ermöglichten, waren ebenfalls bereits ein Rückspiel zu organisieren.


So kam es, dass wir alle am vergangenen Samstag mit einem gemieteten Bus und 12 Spieler aus Manitos Trabajando, viel Wasser und Essen im Gepäck nach La Tortuga aufbrachen. In Tortuga angekommen begeisterte mich vor allem die Halle, in der das Spiel ausgetragen werden sollte. Halle sage ich ein überdachtes Stadion mit Tribünen. Noch nie hatte ich dieses für La Tortuga einem Wunder gleichende Bauwerk gesehen. Es waren auch tatsächlich einige Leute zum Zuschauen gekommen. Für den Seelenfrieden der Manitos war der kämpferisch erlangte Sieg den sie am Ende in Tortuga erzielten sehr wichtig. Viel aufregender war allerdings der bevorstehende Besuch des Strands. Für einige Kinder war es das erste Mal am Meer und dem zu Folge ein großes Abenteuer. Nach dem Spiel konnten sie gar nicht schnell genug in den Combi klettern um an den Strand zu fahren. Alle badeten sich mit viel Vergnügen, wobei der Eine mehr und der Andere weniger Angst hatte. Wir aßen alle gemeinsam Mittagessen am Strand. Dann fuhren wir noch zu einem zweiten Strand. Dort tobten sich dann alle wild spielend aus. Sandburgen wurden gebaut, Fußball gespielt und Krabben wurden gejagt. Die Dankbarkeit der Kinder über diesen Ausflug habe ich ganz deutlich in ihrem Verhalten gespürt. Während bei Manitos einige der Jungs ganz schöne Rabauken sind, erschienen sie am Strand alle wie zahme Lämmer. Am Ende schliefen alle glücklich und geschafft im Combi auf der Rückfahrt ein.
Die Teams vor dem Spiel
 
Die Arena
 
Die Gewinner am Strand
 


Montag, 11. Mai 2015

Tortugenos en Piura

Hinter mir liegt ein turbulentes Wochenende. Seit Samstagmittag residierte in unserer Wohnung hoher tortugiesischer Staatsbesuch: Saúl, Chilalo und Keren lernten Piura kennen. Wir ermöglichten den Geschwistern den Besuch allerdings nicht ohne Grund. Saúl, mit 6 Jahren der Jüngste, ertrank als kleines Kind beinahe im Meer. Seitdem hat er Angst vor dem Meer und will auch nicht mehr baden gehen. Da die einzige Berufsaussicht in La Tortuga der Fischfang ist, wollte wir gerade Saúl mit dem Besuch andere Möglichkeiten aufzeigen und ihm ein Leben in Piura schmackhaft machen. Für seine Geschwister war die Reise ein ebenso großes Abenteuer wie für ihn.

Am Samstag besichtigten die Kinder den Plaza de Armas und erfreuten sich an einem schönen Kugeleis. Der Höhepunkt des Tages kam allerdings danach: der Open Plaza, ein großes, glimmerndes Einkaufszentrum. Die Rolltreppe war die Attraktion schlecht hin. Immer wieder wollten sie hoch und runter fahren. Danach ging's dann noch in der riesigen Supermarkt Tottus. Auch dies war ein großes Erlebnis. All die tollen Sachen, die dort gekauft werden können: Schuhe, Computer, Kühlschränke, Fernseher, verschiedene Sorten Brot, Fleisch, Wurst und Käse und und und.... Wieder zu Hause angekommen, begann das große Duschabenteuer. Wasser, dass von oben auf den Kopf regnet und dann noch flüssige Seife, die toll riecht. Da wollten sie am Sonntag gleich noch einmal duschen. Schließlich aßen wir dann alle gemeinsam zu Hause zu Abend. Nach dem Essen gingen die Kinder noch in die Zahnputzschule. Vom Schrubben über das Ausspülen bis hin zum Gurgeln übten sie alles fleißig. Darauf folgte ein abendliche Spielrunde mit "Mensch ärgere dich nicht" und einem Nachtspaziergang mit Taschenlampen im dunklen Park. Als die Kinder schließlich immer noch nicht ganz müde waren, besuchte sie im Bett noch Rotkäppchen, der Wolf mit seinen sieben Geißlein und der Rattenfänger von Hameln.

Am Sonntag wurden wir dann früh geweckt und mussten noch etwas verschlafen, gleich Packesel, Quartett und noch eine "Revancha" "Mensch ärgere dich nicht spielen". Vor dem Frühstück statten wir auch dem Dorfflughafen von Piura noch einen Besuch ab. Einen großen Flieger aus der Nähe und dann noch beim Abheben zu Beobachten, war glaube ich etwas zu viel für die Vorstellungskraft der Kinder. Zum Frühstück lernten sie noch unseren Freund den Toaster kennen. Beindruckend was der mit den Brötchen so anstellt. Vor dem Mittagessen im Restaurant wurden auf dem Spielplatz alle Rutschen, die Wippe und mit großer Begeisterung die Schaukel ausprobiert. Vor der Rückfahrt durfte jeder noch einmal unter die Dusche springen. Im Bus zurück merkte man dann wie allen die Kräfte fehlten, sowohl Kinder als auch Erwachsene ließen sich in den Schlaf schaukeln.

Was den Kindern am Besten gefiel? Der Spielplatz und das Einkaufszentrum stehen auf der Best-of-List ganz weit oben, aber auch das "Familienleben" mit den Spielen, dem gemeinsamen Essen, der Guten-Nacht-Geschichte und der Fürsorge, die wir den Kindern boten, war ein tolles Erlebnis.

Beinahe wären Matthias und ich zu einem ungewollten Gegenaustausch auf der Rückfahrt genötigt wurden, weil zu wenige Leute auf einen Kombi nach Paita warteten (der Fahrer wollte nur mit vollem Kombi fahren) und der Kombi einen Platten hatte. Glücklicherweise ist Warten in Peru immer ein Lösung und so kamen wir doch noch in unseren eigenen Betten an.

Montag, 27. April 2015

Frühstück unterm Wellblechdach

Nun ist es auch einmal wieder an der Zeit über Flora zu berichten  Über ihr neues Dach hat sie sich sehr gefreut und es sieht schick aus. Die Hütte wirkt jetzt viel größer, weil das Dach höher ist als das alte. Mit einer Sache ist Flora allerdings noch nicht zufrieden: Der Wind fährt immer unter das Wellblech und habt es an. Die Jungs werden dies noch heute festbinden, sodass Flora bald wieder ruhiger schlafen kann.
In der vergangen Woche erreichte mich allerdings über Matthias eine andere Nachricht: Flora begrüßte ihn mit dem Satz: "Ich werde sterben.". Matthias berichte mir, dass sie Krämpfe hat und sehr schwach ist. Täglich ist immer einer von uns vier Freiwilligen zu ihr gegangen und nahm ihr Wasser und Essen mit. Wir kochten auch Nudelsuppe für sie, sodass sie nicht selbst Mahlzeiten zubereiten muss. Glücklicherweise sah ich am Freitag dann schon wieder eine muntere Flora vor mir stehen. Gemeinsam mit Julia besorgte ich Brot, Marmelade, Spiegelei und Käse um mit Flora zu frühstücken. Sie wusch gerade ihr Töpfe ab und freute sich sehr über unseren Besuch. Erzählt hat sie auch viel, leider verstanden wir wegen dem Lärm vom Wellblech wenig, dennoch genug. Sie sprach über ihr Kindheit. Zeitig sind sie und ihre Geschwister Weisen geworden. Ihren Vater lernte sie nie kennen. Jetzt ist nur noch sie von der Familie übrig geblieben. Dann betonte sie immer wieder: "Kinder müssen auch ihre Eltern achten und sie pflegen, so wie diese es früher für die Kinder taten.". Dann nannte sie uns wie immer: "Madres lindas y hermosas" - "Niedliche und hübsche Mütter" und sprach uns ihren Segen aus. Der Einkaufszettel für den nächsten Besuch lautet: Waschwanne, Eimer, Hühnerfutter und Früchte.
Also bis zum nächsten Mal Flora!
Floras neues Dach

Montag, 20. April 2015

Schön, dass es dich gibt CANAT!


In der letzten  Zeit ist mir immer wieder bewusst geworden wie wichtig und toll die Arbeit von CANAT ist und wie schön es ist Teil von ihr zu sein.

Bezogen auf Manitos Trabajando las ich neulich einen Artikel in der lokalen Zeitung „El Tiempo“, der besagte,  dass Piura den höchsten Anteil der arbeitenden Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 17 Jahren in ganz Peru besitzt. In der Region Piura müssen drei von zehn Kindern und Jugendlichen arbeiten um die finanzielle Situation der Familie zu unterstützen. Im Artikel wurde ebenfalls angesprochen, dass der Anteil in der Stadt Piura höher ist als in den ländlichen Regionen im Umkreis. In der Stadt arbeiten die Kinder und Jugendlichen überwiegend als Mototaxistas (Fahrer von Mototaxis), sie helfen auf dem Markt bei ihren Eltern am Stand oder sie schieben Schubkarren über den Markt. Auf dem Land besteht Kinderarbeit vor allem aus der Hilfe bei der Feldarbeit oder beim illegalen Bergbau. Bei den Berufen fällt auf, dass es sich überwiegend um gefährliche oder körperlich schwere Arbeiten handelt. Die Regionalregierung rief nun ein Programm ins Leben um diesen drastischen Anteil an Kinderarbeit zu senken. Man will Eltern, lokale Autoritäten und die Öffentlichkeit auf diese Problematik verstärkt hinweisen und über die Auswirkungen, wie z.B. Schulabbruch informieren. Außerdem will man Kontrollen in den Unternehmen der Region durchführen und Bestrafungen für die Beschäftigung von Minderjährigen einführen. Ein Problem, welches ich dabei sehe: Viele Kinder und Jugendliche sind keine Angestellten, sondern arbeiten „für“ ihre Familien (auf dem Markt/Feld) oder selbstständig (Mototaxistas, Schubkarrenschieber). So wird meiner Meinung nach mit dieser Kampagne wenig erreicht werden. In Manitos Trabajando kümmern wir uns genau um diese Kinder und Jugendlichen. Wir zeigen ihnen neue Perspektiven mit Sport, Musik und Kunst und bemühen uns darum, dass sie regelmäßig zur Schule gehen und sorgen uns um ihre Gesundheit. Die Arbeit von Manitos Trabajando ist Gold wert im Kampf für regelmäßiges Besuchen der Schule und für die Entwicklung der Kinder. Wir kämpfen nicht direkt gegen die Kinderarbeit, aber versuchen den Kindern und Eltern die Augen für andere Möglichkeiten und Wege zu öffnen.  Leider weiß ich auch, dass die rund 80 Kinder und Jugendlichen, die vom Programm aufgenommen wurden, längst nicht alle arbeitenden Kinder und Jugendlichen aus Piura sind.

Genau dieser Gedanke kommt mir auch immer wieder in den Sinn, wenn ich aus Monica Zapata nach Hause fahre. In der Ludoteca dort sind 120 Kinder eingeschrieben, die aus Monica Zapata und Los Angeles kommen. Mit dieser Anzahl an Kindern ist die Ludoteca völlig ausgelastet. Unser Taxi fährt allerdings bestimmt eine Viertelstunde durch ähnliche sozial schwach Viertel, in denen die Kinder auch eine Ludoteca bräuchten.

In der Region Piura werden also eigentlich viel mehr soziale Projekte wie CANAT benötigt und CANAT könnte sich sicherlich noch vergrößern. Schlussendlich ist es allerdings immer das Geld, das fehlt. Denn auch für CANAT ist es jedes Jahr ein Kampf alle Gelder einzutreiben, die das Jahr über benötigt werden.

 

Sonntag, 12. April 2015

Bilder zur Reise



Der Gocta Wasserfall
 
 
Die Ruinen von Kuelap

Chachapoyas


Wasser: Segen oder Fluch?


Mein Osterwochende war sehr eng mit dem Lebenselexier verbunden: Regenfälle, Wasserfälle, schlammige Flüsse, Erdrutsche und grüne Wiesen und Bäume. Bei meiner Reise nach Chachapoyas im Departamento Amazonas erlebte ich so einige Abenteuer. Die Reise war allerdings trotzdem sehr lohnenswert.

Alles begann in der Woche vor Ostern. In dieser Woche regnete es über Nacht und auch tagsüber oft sehr stark in Piura, sodass Straße unter Wasser standen und nicht mehr ohne Gummistiefel passierbar waren, der Fluss Piura auf ungewohnte Breite, Höhe und Schnelligkeit anstieg, die Ludoteca unter Wasser stand und ich mit schlammigen Beinen auf Arbeit ankam nach meinem 30minütigen Fußmarsch. In der Stadt waren die Regenfälle kurz gesagt sehr ekelhaft und störend, denn es dauerte auch seine Zeit bis die Schlammbrühe wieder weg war.

Vor meiner Reise nach Chachapoyas wurde mir oft davon abgeraten und ein bisschen Angst eingeflößt. Denn wenn es in der Wüste Piuras schon regnet, regnet es in den Bergen noch mehr und dann sind die Straßen von Erdrutschen verschüttet und Brücken überflutet. Jedenfalls beschloss ich mit meiner Mitfreiwilligen Julia dennoch die Reise anzutreten. Das an dem Bus „Rapidos y Furiosos“ (Fasters and Furious) stand, beruhigte mich nicht unbedingt. Weil die Reise um 2 Uhr nachmittags begann, hatte ich genug Zeit unsere Route bis zum Sonnenuntergang zu verfolgen. Bei der Fahrt durch die eigentliche Halbwüste der Region Piuras überraschten saftig grüne Bäume und sprießende Wiese überall. Wahnsinn wie durch so ein bisschen Regen (mit deutschen Verhältnissen verglichen) aus einem „Bosque seco“ (Trockenwald) eine grüngetünchte Landschaft wird, in der plötzlich auch Landwirtschaft betrieben wird und die Tiere nicht mehr so abgemagert aussehen. Dann begann die Andenlandschaft Serpentine um Serpentine quälte sich der Bus durch die nebelverhangene Andenlandschaft. Die eigentlich asphaltierte und ausgebaute Straße glich bald einer Baustellenausfahrt, da überall Geröll und Schlamm vom Berg auf der Straße lag. Wir fuhren über eine Brücke, die laut den Erzählungen der Sitznachbarn bis vor kurzem noch überflutet war. Und dann irgendwann um 1 Uhr morgens kamen wir endlich in Pedro Ruiz an. In Pedro Ruiz? Warum nicht in Chachapoyas? Die Hauptstadt des Departamento Amazonas ist nicht an die Durchgangsstraße von Paita (Küstenstadt) bis Tarapoto (Regenwaldstadt) angebunden. Von Pedro Ruiz aus muss man dann noch eine ¾ Stunde mit dem Combi fahren. Bis zum Bau der Straße durch Pedro Ruiz war Chachapoyas noch die Verbindung zwischen Regenwald und Küste und deswegen ist die nun abgeschiedene Stadt mit ihren 30.000 Einwohnern recht groß. Trotzdem gibt es keinen Supermarkt und keine Einkaufszentrum, dafür eine niedliche, hübsche Fußgängerzone mit Lädchen und Cafés. Die Stadt ist für ihre weißen Kolonialbauten bekannt und pflegt sie auch gut. Denn neben den Einnahmen aus der Landwirtschaft ist mittlerweile auch der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle der Region. Zu besichtigen sind sowohl Ruinen aus der Zeit der Chachapoya als auch beeindruckende Wasserfälle und Natur.

Julia und ich besichtigten an den zwei Tagen leider nur die Ruine Kuelap und den Goctawasserfall, die zwei bekanntesten Attraktionen.  Kuelap ist eine große Stadt der Chachapoya, die bis heute weitestgehend der Natur überlassen ist.  Zwischen den Ruinen der Häuser stehen Bäume auf denen Orchideen und Bromelien gedeihen. Der Goctawasserfall war bis 2010 eigentlich nur bei den Einheimischen bekannt. Ein  Deutscher vermaß ihn in diesem Jahr und stellte fest, dass er mit seinen 771 Metern (auf zwei Fälle verteilt), der dritt größte Wasserfall der Welt ist.  

Gesund und munter kamen wir am Montagmorgen wieder in Piura an. Ob Wasser jetzt ein Segen oder ein Fluch ist kann ich leider nicht beantworten. Ich hoffe nur, dass es in Piura Stadt nicht wieder so ergiebig regnet.

Montag, 30. März 2015

Mein neuer Stundenplan bzw. ein Dach für Flora

Eine witzige, spannende, warme und karftraubende Woche liegt hinter mir. Es war die erste Woche, die ich nach dem neuen Stundenplan arbeitete. Für die mir noch verbleibenden 5½ Monate hat sich doch einiges geändert im Gegensatz zu meinem ersten Stundenplan.

Morgens werde jeweils an zwei Tagen in der Küche von Manitos Trabajando und bei der Therapie in der Psychiatrie CREMP helfen. Die Arbeit in der Psychiatrie übte ich auch während der Schließungszeit von CANAT regelmäßig aus. Von den Aufgabenbereichen ist dort alles beim Alten geblieben und die Patienten empfangen mich immer noch mit viel Freude und Dankbarkeit.  Was habe ich nun aber plötzlich in der Küche zu tun?  In der Küche von Manitos Trabajando wird täglich für die Kinder und Jugendlichen, die an diesem Programm teilnehmen, und für das Personal ein schmackhaftes und nahrhaftes Essen zubereitet. Für rund 80 Personen zu kochen bedeutet große Töpfe und mehr Arbeit. Im vergangenen Jahr arbeiteten drei Personen in der Küche: Petronila (von allen Miss Petito genannt) war und ist die liebevolle, dominante Chefin, Marco und Jean-Pierre haben beide ihre Kochausbildung bei Manitos Creciendo erhalten und waren ihre Gehilfen. Marco hat über die Sommerpause allerdings eine neue Arbeitsstelle gefunden, sodass für dieses Schuljahr eine Arbeitskraft in der Küche fehlt. Und obwohl es vielleicht auf den ersten Blick nicht so scheint – das Mittagessen ist eines der essentiellsten und wichtigsten Bestandteile des Programms für die Kinder und sie nehmen es mit großer Dankbarkeit an, da sie zu Hause oftmals nicht so ein gesundes und nahrhaftes Essen geboten bekommen.  Die Gerichte bestehen immer aus einer großen Portion Reis, Menestra (Soße mit Bohnen/Erbsen) und entweder Fleisch, Fisch, frittierter Banane, Kartoffel oder Spiegelei. Meine Aufgaben in der Küche sehen also ganz unterschiedlich aus: vom Limetten pressen über Kartoffeln schälen und abwaschen bis hin zum Servietten falten.

An den Nachmittagen arbeite ich zweimal in der Klasse von Carola bei Manitos Trabajando und zweimal in der Ludoteca von Monica Zapata. Bei Carola in der Klasse gibt es allerdings keine Nachhilfeklasse mehr, d.h. ich helfe einfach in der Klasse den Kindern bei ihren Hausaufgaben oder wiederhole mit ihnen Rechenaufgaben. Die Arbeit in der Ludoteca kann ich im Moment noch nicht so genau beschreiben, da ich in der letzten Woche unterschiedliche Aufgaben -  entsprechend der Anzahl der Kinder - übernahm.  Einmal half ich im Rincon de Bebés aus und war ich draußen mit den großen Kindern beschäftigt. Die Teilnehmerzahl macht uns in Monica Zapata etwas zu schaffen. Es gibt so viele Babys, die in Begleitung ihrer Mütter im Rincon de Bebes spielen, dass die Ludoteca innen keinen Platz mehr für die großen Kinder lässt. Das Gute ist jedoch, dass die Mütter sehr engagiert sind und alle zusammenlegen wollen für einen Sonnenschutz vor der Ludoteca für  die Großen.

An den freien Tag steht nach wie vor die Ludoteca in La Tortuga auf dem Programm, sowie die Versammlung für die Ludotecas und die Besuche bei Flora. Flora verdient an dieser Stelle noch einmal Aufmerksamkeit: Die ältere Frau, die auf einem Berg oberhalb der Ludoteca von Castilla wohnt, versorgen wir  mit Wasser und Lebensmitteln, da sie selbst kein Geld hat und auch nicht beim Staat registriert ist. Über das Osterwochenende werden Linus (ein Mitfreiwilliger) und peruanische Freunde ihr Dach neu konstruieren. Es hängt an vielen Stellen durch und ist deswegen zu niedrig. Flora selbst ist mittlerweile zu alt um dies allein zu schaffen. Für die Konstruktion sind natürlich einige Materialien wie Wellblech und Holzlatten nötig, die wir besorgen müssen. Über eine Spende für die Materialien freuen wir uns sehr. Wer jetzt Lust bekommen hat uns mit einem kleinen Beitrag (für rund 12€ können wir schon ein Wellblech besorgen) zu unterstützen, schreibt mir bitte eine E-Mail an anna.schmieder@freenet.de. Sonstige Fragen und Anmerkungen zu Flora beantworte ich natürlich auch gern.


Montag, 23. März 2015

Bilder der Eröffnungsfeiern

Elizabeth, Evelyn y Juana en Castilla

Ludoteca in Monica Zapata

Ludoteca in Monica Zapata

A jugar, a cantar, la Ludoteca va empezar...

"Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes": mit diesen Worten segnete Juan, ein Jesuit und der Präsident CANATs, die neue Ludoteca in Monica Zapata zur Eröffnung. In seiner Ansprache an die anwesenden Kinder und deren Eltern unterstrich er, dass das Wohl unser Kinder besonders wichtig ist und dass wir uns Tag täglich um sie bemühen müssen, da sie sonst wie eine nicht gegossene Pflanze vergehen.
So viel vorweg zu den Eröffnungsfeiern der Ludotecas in Castilla und Monica Zapata, die beide sehr gelungen waren. In sauberen, ordentlichen, mit Luftballons ausgeschmückten Ludotecas empfingen wir die Eltern und Kinder. Dann hießen Juana, die Koordinatorin der Ludotecas, Gaby, die Chefin CANATs, die Eltern und Kinder willkommen. Schließlich stellten wir uns als Team vor: Neben Juana besteht dies ausn drei Ex-Manitos (ehemalige Teilnehmer des Programms Manitos Creciendo), neuen Freiwillige aus Spanien, Frankreich, Belgien und den USA und uns vier Deutsche. Zum Abschluss zogen wir mit Pfeifen und Rasseln "A jugar, a cantar, la Ludoteca va empezar" (Kommt zum Spielen und Tanzen. Die Ludoteca wird anfangen.) singend durch die Straßenzüge der Viertel. An einigen Ecken führten wir mit den Kindern altbekannte Spiele und Lieder durch. Bei diesem ganzen Lärm und Durcheinander übernahm ich in Monica Zapata das Tragen der zweijährigen Sofia. Nach zehn Minuten war sie sofort auf meinem Arm eingeschlafen, obwohl die Eröffnungsfeier eigentlich nicht so langweilig war. Mit ihrer großen Schwester brachte ich sie nach Hause zu ihrer Mama.
Bei der Eröffnungfeier in Monica Zapata lernte ich die Organisation "Vaso de Leche" (ein Glas Milch) kennen. Dies ist ein Zusammenschluss von Müttern, die jeden Morgen bei einer anderen Mutter ein Frühstück für ihre Kinder zubereiten. Die Nahrungsmittel wie Milch, Reis und Kekse werden von der Gemeinde Piura gespendet. Ein tolle Sache!
Außer der Organisation "Vaso de Leche" erscheint mir der Zusammenhalt der Bevölkerung von Monica Zapata auch sonst größer als der von Castilla. Wahrscheinlich liegt dies daran, dass die Einwohner Castillas überwiegend aus der Sierra Piuras kommt und somit meist etwas schüchterner und zurückhaltender ist.
Ein weiterer großer Unterschied zwischen Castilla und Monica Zapata ist immer noch die Anzahl der Teilnehmer der Ludotecas. In der regulären Ludoteca am Freitag in Monica waren im Abschlusskreis ungefähr 90 Kinder zu zählen und in Castilla sind es meist 20 bis 30! In Monica wir somit die volle Hilfe der Freiwilligen benötigt um die ganzen Kinder kontrollieren und angemessen betreuen zu können. Bloß gut, dass viele neue Freiwillige angekommen sind.

Montag, 16. März 2015

Von der Malermeisterin zur Schauspielerin

Nach dem nun die Einschreibungen in der letzten Woche beendet wurden, war in der vergangenen Woche genug Zeit um die zwei Ludotecas auf die Eröffnungsfeier morgen und übermorgen vorzubereiten. Ordnung schaffen und Putzen in Castilla sagte also der Stundenplan. In Monica Zapata mussten wir unser neues Heim erst einmal einrichten und malern.
So fuhren wir an drei Tagen der letzten Woche nach Monica Zapata um die Möbel und Spielsachen aus der alten Ludoteca in die neue zu befördern, sie aufzustellen, alles zu ordnen und zu säubern. Der anstrengendere Teil der Arbeit war jedoch das Malern der Ludoteca von außen. In der Mittagshitze strichen wir die Ludoteca in einem schönen Himmelsblau an. Viele, viele Kinder aus dem ganzen Viertel kamen sofort an und wollten mithelfen. Manche brachten sogar Pinsel von zu Hause mit. Am Ende waren alle mit blauer Farbe übersäht. Glücklicherweise war ein Gartenschlauch griffbereit zum Reinigen der Spielsachen, mit diesem haben sich die Kinder dann ein bisschen abgeduscht. Nun ist die Ludoteca schön gestrichen und die Eröffnung kann kommen.
Heute fand bereits die Eröffnungsfeier von Manitos Trabajando und Manitos Creciendo statt. Eine schöne Gelegenheit alte Gesichter wiederzuentdecken und neue Gesichter zu begrüßen. Das Personal von ganz CANAT war erschienen um die Kinder und Jugendliche sowie deren Familien zu begrüßen. Die Kinder vom letzten Jahr wiederzusehen war eine Freude auf beiden Seiten. Gemeinsam verfolgten wir alle das Programm, bei dem das Team von CANAT vorgestellt wurde, wichtige Kooperationspartner CANATs wie die Regionalregierung und das SIS (Krankenversicherung) richteten Worte an die Familien. Schließlich präsentierten wir noch ein von uns Freiwilligen erdachtes Theater, welches die Pflichten der Eltern und Kinder gegenüber CANAT darstellt. Diese stellten wir szenisch dar. Zuerst als Negativbeispiel und dann korrigiert. Die Pflichten sind z.B. Pünktlichkeit, regelmäßiges Kommen, Respekt und Verantwortung gegenüber den Materialien, dem Personal und den anderen Teilnehmern.
Also dann bis zur nächsten Woche.

Montag, 9. März 2015

Manitos bereitet sich vor...

Ab dem 16. März werden die drei Programme CANATs: Manitos Trabajando, Manitos Jugando und Manitos Creciendo ihre Türen wieder geöffnet halten für Kinder und Jugendliche. Bei Manitos Trabajando und Manitos Jugando laufen zur Zeit noch die Einschreibungen. Bei den Einschreibungen halfen wir als Freiwillige bereits in der vergangenen Woche fleißig in Manitos Jugando mit.

Bevor die Einschreibungen begannen, musste natürlich erst einmal überall publik gemacht werden, wann und wo alles stattfinden wird. Also zogen wir an den Nachmittagen jeweils abwechselnd durch die zwei Stadtviertel, in denen es eine Ludoteca gibt. Die Ludoteca in Castilla ist bereits bekannt bei den Leuten, da sie schon seit Mitte des letzten Schuljahres existiert. Die Ludoteca, die einst in Stadtteil Los Ángeles war, ist nun nach Monica Zapata, einem Nachbarstadtteil, umgezogen. So gingen wir mit Flugblättern von Tür zu Tür und klebten Plakate an die Tiendas, kleine Tante-Emma-Läden, die an jeder Ecke ansässig sind.

Ab letzter Woche dann, fuhr immer eine Gruppe nach Monica Zapata und eine zweite nach Castilla um dort in der Ludoteca auf Eltern zu warten, die ihre Kinder für dieses Schuljahr einschreiben wollen. In Castilla ist die Zahl der Kinder recht gering (ungefähr 30 Kinder). Die Kinder sind aber meist schon Jahre dabei und so ist die Freude auf die Ludoteca groß. In Monica Zapata sind durch unsere Werbeaktion bis heute schon rund 120 Kinder eingeschrieben. Es wird schon etwas schwierig so viele Kinder unter Kontrolle zu bekommen. Die erfahrenen Ludoteca Mitarbeiter kündigten allerdings bereits an, dass die Zahl dann auch wieder fällt, wenn die Schule anfängt und wenn einige Kinder merken, dass es ihnen doch nicht so gefällt.
Für mich war bei den Einschreibungen bis jetzt interessant, mehr über die Familien und deren finanzielle Situationen zu erfahren. Denn CANAT hinterfragt in den Einschreibebögen auch die Daten der Familienmitglieder. So stimmte es mich nachdenklich, dass viele Eltern oft nur die Grundschule beendeten oder die weiterbildende Schule dann abbrachen. Außerdem erfuhr ich auch, dass die meisten Familien nur ein Gesamteinkommen von rund 1000 Soles (ca. 250€) haben und davon meist ungefähr drei Kinder und zwei Erwachsene versorgen müssen. Es gibt außerdem auch deutlich mehr alleinstehende Frauen und unverheiratete Eltern als ich vermutete. Die Lebenssituation wird auch auf dem Fragebogen eingetragen. Die meisten Häuser der Kinder sind Eigene. Auf meine Nachfrage bei einer Mitarbeiterin der Ludoteca, ob die Familien die Grundstücke zahlen oder wem dieses Land hier gehört, antwortete sie: "Die Familien fangen erst an illegal zu siedeln. Dann kommt meist die Regierung und ordnet das Viertel in Straßen und Hausnummern, gibt ihm einen Namen und installiert Stromversorgung. Die meisten Familien erhalten zum Schluss das Grundstück als Eigentum." Viele der Häuser sind aus ungebrannten Lehmziegeln konstruiert und haben Lehmfußboden. Strom ist meist im Haus vorhanden, Wasser- und Abwasserleitungen erreichen oft nicht das Haus.
Gespannt bin ich wie viele Kinder sich am Ende in beiden Ludotecas einschreiben. Mit Vorfreude schaue ich dem 17. und 18. März entgegen, den Eröffnungsfeiern der Ludotecas.
Bis zum nächsten Montag!

Montag, 2. März 2015

Vom Einfangen der Träume

  Wie jeden Samstag fuhren wir auch vergangenes Wochenende nach La Tortuga. Diesmal mit besonderen Materialien im Gepäck: Unmengen an Wolle und Ringen aus Pappe. Meine Mitfreiwillige Julia und ich bastelten an diesem Tag mit den Kindern einen Tramfänger.  Bevor wir allerdings anfingen den Traumfänger mit den Kindern zu erstellen, war es nötig einmal ein paar generelle Regeln für die  Ludoteca aufzustellen. An den vergangenen Wochenenden viel uns auf, dass mit den Spielsachen nicht verantwortungsbewusst umgegangen wurde, dass der Raum mit den Spielsachen ein einziges Chaos war, dass die Kinder Früchte mitbrachten und die Reste einfach in der Ludoteca verstreuten und dass selten alle Kinder pünktlich um drei Uhr nachmittags erschienen. In einem Dorf wie La Tortuga sind Werte wie Respekt, Ordnung, Pünktlichkeit und Verantwortung oftmals unbeachtet, da es eine Welt für sich ist. Die Kinder spazieren sobald sie laufen können allein durch die Straßen. Meist haben sie einen Solcito in der Hand und können damit am Kiosk eine kleine Süßigkeit kaufen. Ab sieben Jahren ungefähr dürfen zumindest die Jungs Mototaxi zum Strand fahren und die Mädchen helfen dann zu Hause beim Kochen oder Putzen. Und wenn heute das Gas alle wird, dann wird in Tortuga gewartet bis der Gashändler zufällig vor der Haustür langfährt. Solang hat die ganze Familie dann kein Essen. Und eine Uhr besitzt in La Tortuga sowieso niemand.
Für den einen Nachmittag an dem wir mit den Kindern den Traumfänger bastelten erging es uns ganz gut mit den aufgestellten Regeln. Die Kinder sagten "Bitte." und "Danke.". Es herrschte ein angenehmes Arbeitsklima. Am Ende halfen alle die Ludoteca wieder aufzuräumen. An diesem Samstag kamen die ersten Kinder allerdings wieder erst um halb vier. Ein mittelmäßiger Erfolg also. Der Traum von der Pünktlichkeit entwischt dem Traumfänger immer noch.
Außerdem war ich in der letzten Woche auch wieder jeden Morgen in der Psychiatrie und half bei der Therapie. Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag hatte die Lehrerin allerdings eine Versammlung, sodass ich mit Julia bzw. Linus die Therapie allein geschmissen hab. Am Mittwoch improvisierten Julia und ich einfach den kompletten Sportunterricht und später kam dann eine andere Lehrerin mit ihren Patienten um gemeinsam ein Theater über San Juan de Dios, den Heiligen der Einrichtung, einzustudieren. Donnerstag führten Linus und ich eine Aktivität aus der Ludoteca mit den Patienten durch: In ein Herz sollte jeder die Dingen zeichnen oder schreiben, die er besonders liebt. Die Patienten zeichneten Essen, Familie, Freunde, Porsche, Musik und vieles mehr. Am Ende wertete Linus mit ihnen die Aktivität aus und alle, die wollten konnten über den Inhalt des Herzes sprechen. Auch an diesem Tag stand wieder das Theater an, nur dass die Lehrerin diesmal nicht kam, dafür aber ihre Patienten. Also habe ich das Theater einfach allein mit ihnen geprobt. Am Freitag ließen wir die Patienten mit den restlichen Materialien aus La Tortuga einen Traumfänger basteln. Die Probe des Theaterstücks durfte natürlich auch wieder ich übernehmen. Nie im Leben hätte ich es mir zugetraut mit den Patienten allein zu sein. Rückblickend muss ich sagen hat es bis auf ein paar Zwischenfälle gut geklappt und es hat mir auch viel Spaß bereitet. Leider war Freitag vorerst unser letzter Tag in der Psychiatrie, da ab dieser Woche wieder drei Lehrerinnen da sind.
Ich habe jedenfalls erst einmal genug Traumfänger, die meine guten Träume speichern.

Sonntag, 22. Februar 2015

Endlich Mal wieder eine Meldung


Ziemlich lang habe ich nun schon auf den nächsten Blogeintrag warten lassen. Inzwischen ist auch redlich viel passiert: Weihnachten, Neujahr, Arbeit in der Psychiatrie, Besuche bei Flora und eine Reise in den Süden Perus.

Peruanische Weihnacht


Trotz etlichem Weihnachtsgebäck aus Deutschland, bunt funkelnden Lichterketten in Piura, Plätzchen backen in der WG und dem Geschenketroubel für Freunde, erschien mir der 24. Dezember nicht wie Weihnachten. Ohne Familie und Kälte ist der Heilige Abend einfach nicht der Heilige Abend. Gaby hatte zum Glück dafür gesorgt, dass wenigsten ein bisschen peruanische Weihnachtsstimmung aufkommt. Um 7 Uhr abends fuhren wir mit Juan, einem Jesuit und der gleichzeitig auch der Präsident CANATs ist aufs Land nach Montecastillo, einem kleinen armen Dorfungefähr 1½ Stunde  von Piura entfernt. In der dortigen Kirche hielt Juan die Weihnachtsmesse ab. Grundsätzlich gab es nicht viele Differenzen zu einer deutschen Weihnachtsmesse zu beobachten. Die Gemeinde sang  viel  und zu den Musikdarbietungen zeigten kostümierte Kinder einige Tänze. Leider konnte  ich die Messe schlecht verfolgen, da die Akustik nicht so gut war. Zudem taufte Juan am Ende der Messe noch 20 Kinder des Dorfs. Sodass ich eher ein bisschen gelangweilt aus der Messe ging.

Von der Messe fuhren wir dann zu Gaby nach Hause und speisten mit ihren Eltern zusammen um 12 Uhr nachts. Sie hatte für uns traditionelles „Pavo“ (Truthahn),  Reissalat, Kartoffelsalat und anderen Köstlichkeiten zubereitet. Schlussendlich waren aber alle so müde, sodass das gemeinsame beisammen  sein nur kurz andauerte.

Am 1. Weihnachtsfeiertag veranstalteten wir in unserer WG unser eigenes Weihnachtsfest. Wir sangen viele deutsche Weihnachtslieder, zündeten unseren Adventskranz aus Ananasblättern an, aßen Weihnachtsgebäck und erfreuten uns gegenseitig mit kleinen Geschenken.

La Señorita Flora


In der Zeit vor und nach Weihnachten besuchten wir auch immer eine älter Dame, deren Hütte auf einem Hügel über Castilla thront. Flora hat weder Geld, noch Essen, noch Trinken. Zudem ist sie für den peruanischen Staat praktisch unsichtbar: Sie hat keinen Ausweis und ist nicht registriert. Ihr Geburtsdatum und ihr wirklicher Name sind auch nicht bekannt. Wenn wir als Freiwillige sie besuchen gehen, nehmen wir Reis, Linsen und so viel Wasser wie wir tragen können mit.

 Zu besonderen Ereignissen bringen wir ihr dann auch selbst zubereitete Gerichte vorbei und unterhalten uns noch ein bisschen mit ihr. So auch am 1.Weihnachtsfeiertag: Vor ihrem Haus veranstalten  Picknick. Gaby hatte zu diesem Anlass auch gebrauchte Kleidungsstücke mitgebracht und teilte sie unter Flora und den Kindern auf.

Ein anderes Mal wurden wir von Flora bestellt um ihr Dach mit neuen Plastikplanen wieder zu richten. Damit mehr Schatten in ihrer Hütte ist.

Reciclaje


Zwischen Weihnachten und Silvester verbrachten wir, die Freiwilligen, und drei Kinder aus der Ludoteca von Castilla ein Vormittag damit Plastikflaschen aufzusammeln. Rund zwei Stunden liefen wir erst durch das Viertel und dann an einer Hauptstraße entlang. Überall befindet sich immer wieder jegliche Art von Müll im Wüstensand. Schwitzend halfen wir den Kindern ein bisschen Taschengeld zu verdienen. Normalerweise, erledigen sie diese Arbeit allein. Manchmal sehe ich abends auf der Straße vor unserem Haus auch Kinder, die im reichen Miraflores aus dem Müll die Plastikflaschen suchen. Die Familie von Isaac ging sogar Heiligabend Plastik sammeln um von den vielen weggeworfenen Gaseosaflaschen zu profitieren. Schockierend war für mich auch wie wenig Geld sich die Kinder am Ende mit den zwei prall gefüllten Reissäcken verdienten: 5 Soles (≈1,25€)für drei Kinder.

Terapia Ocupacional – Centro de Reposo San Juan de Dios


In der ersten Woche des neuen Jahres begann ich mit Linus, meinem Mitfreiwilligen, und später im Februar mit Julia bei der Therapie in der Psychiatrie mit zu helfen. Normalerweise gibt es drei Lehrerinnen, aber im Januar und Februar dürfen sie Urlaub nehmen, sodass in diesen Monaten nur eine Therapeutin da ist. Vier Tage unterstützten wir die Therapeutin jeweils von 9 bis 12 Uhr. Die Therapie findet in einem eigenen Gebäude statt und so holten wir zuerst immer die Frauen und Männer aus ihren Unterkünften ab. Um zur Therapie zu gehen müssen die Patienten eine Erlaubnis von den Pflegern oder Ärzten haben. Es werden nur stabile und ruhige Patienten geschickt.  Die Mehrzahl der Patienten ist schon älter, sodass das Abholen immer seine Zeit braucht.

Dann begrüßt die Lehrerin alle und meistens wird noch ein kurzes Gebet abgehalten oder Bitten an Gott geäußert, da es eine katholische Einrichtung ist. Welche Aktivität darauf folgt hängt vom Wochentag ab: Montag gibt ein Mann Tanz- und Aerobicunterricht bei dem alle so gut es geht mitmachen und Spaß haben; Dienstag kehren und gießen die körperlich fitten Patienten im Garten; Mittwoch wird auf einem Sportplatz im Gelände Basketball und Fangball gespielt; Donnerstag und Freitag steht „Taller de Arte y Manualidades“ auf dem Programm, d.h. gemeinsam  kochen wir, sprechen über Körperhygiene mit den Patienten oder lassen sie malen. Die Fähigkeiten der Patienten sind jedoch sehr unterschiedlich: Einige können die Aktivitäten selbstständig ausführen, Anderen muss man sie ausführlicher erklären und wieder Andere sind komplett in ihrer Welt und machen was sie wollen.

Danach gibt es dann eine kleine Pause in der die Patienten „Refrijerio“ (einen Saft) und einen kleinen Imbiss wie Kekse oder Brötchen erhalten. In der letzten Stunde wird dann gespielt, gesungen, getanzt, über die realisierten Aktivitäten gesprochen oder entspannt.  Zum Schluss werden alle Patienten wieder in die Unterkünfte zum Mittagessen gebracht.

Meine Arbeit in den zwei Wochen, die ich insgesamt dort verbrachte, bestand primär darin die Lehrerin bei allen Aktivitäten zu unterstützen. Außerdem musste ich sie auch öfter ersetzten, wenn sie kurz Absprachen mit Kollegen treffen oder Dinge besorgen musste. Vielfach bedeutete dies spontan kreativ sein: immer Dinamicas auf Lager haben, Spiele und Lieder kennen und erfinderisch sein.  Zu einer Übung bekamen wir besonders positive Rückmeldungen: die Traumreise. Die Patienten hörten Entspannungsmusik und dazu erzählten wir ihnen eine Phantasiegeschichte, in der sie über verschiedene Landschaften fliegen und verschiedenste Dinge der Natur beobachten.
Die Arbeit mit den Patienten hat mir sehr viel Spaß gemacht, weil sie sehr dankbare Menschen sind und ich viele interessant Gespräche mit ihnen führen konnte. Dass sie sich freuen wenn ich komme habe ich bei jedem Besuch sehr genossen. Viel zu lachen gab es auch: Wenn eine Patientin erzählt sie will einen anderen Patienten heiraten, wenn ein Patient aller fünf Minuten fragt wann es endlich Mittagessen gibt und eine Patientin sich immer wieder exakt gleich vorstellt.
 

Urlaub

Die Zeit in der CANAT geschlossen ist nutzte ich natürlich aus um nun endlich auch den Süden des Landes kennenzulernen. Gemeinsam mit meinen WG-Bewohner begaben wir uns auf Reise nach Arequipa und von dort zu einer dreitägigen Wandertour in den Canon de Colca. Weiter ging es zum Titicacasee. Dort erkundeten wir erst die peruanische und dann die bolivianische Seite. Schließlich fuhren wir weiter nach Cuzco um die Stadt und das nahegelegene Machu Picchu zu besichtigen. Ich habe die schönsten Eindrücke in Bildern zusammengefasst. Viel Spaß beim Ansehen!




Arequipa
Der Vulkan Misti bei Arequipa

Am Cruz del Condor im Canon de Colca
Im Canon de Colca

Uros-Insel aus Stroh auf dem Titicacasee


Blick von der Insel Amanati auf den Titicacasee

Auf der Isla del Sol auf bolivianischem Gebiet des Titicacasees
Qorikancha (ehemaliger Inkatempel) in Cuzco

Blick auf die Stadt Cuzco

Machu Picchu mit Blick auf den Wayna Picchu