Donnerstag, 13. November 2014

Canchaque

An diesem Wochenende haben wir uns das erste Mal etwas weiter außerhalb von Piura begeben. Das Ziel des Busses, der uns mitnahm lautete: Canchaque. Ein Dorf in der Sierra der Provinz Piura auf rund 1100 Metern Höhe. Ein Großteil der Kinder der Ludoteca in Castilla wurde in der Sierra geboren und zog dann mit seinen Familien nach Piura. Deswegen war es für mich sehr spannend zu sehen woher die Kinder kommen und wie das Leben dort ist.

Zweieinhalb Stunden quälte sich der Bus die Serpentinen von Piura hinauf nach Canchaque. Zwischendurch hielt er immer wieder, damit Personen aus den Dörfern bzw. Häusern am Straßenrand zusteigen konnten. Die Landschaft wurde von Minute zu Minute grüner und bergiger bis wir schließlich den Plaza de Armas in Canchaque erreichten. Die Blicke der Einwohner Canchaques waren deutlich spürbar - sechs "Gringos" ("Weiße") auf einen Schlag gibt es hier nicht jeden Tag zu sehen.

Bei unseren Wanderungen waren die Begegnungen mit den Dorfbewohnern anders: Jeder grüßte uns sehr freundlich und manche fügten sogar noch ein "Qué tal?" an. Einmal wurden wir von einer älteren Dame fast eingeladen in ihr Haus zu kommen. Sie meinte es könne doch nicht sein, dass wir schon weiter wollen. Schließlich wurden wir dann wirklich eingeladen und diese Einladung konnten wir uns wirklich nicht entgehen lassen: Das Dorffest in San Martin zu Ehren seines Schutzpatrons Sankt Martin am 8.11. und am 9.11. Zuerst wurde mit dem Pfarrer von Canchaque ein Messe an einer kleinen, hergerichteten, offenen Kapelle abgehalten. Diese dauerte ungefähr eine Stunde. Der Pfarrer hielt seine Predigt. Es wurden Opfergaben (Brot und Wein) zu Ehren des heiligen Martins niedergelegt. Das Abendmahl wurde ausgeschenkt. Zwei große Stapel weiße Plastikstühle wurden gesegnet und dann auch die Kirchgemeinde. Eine Menge Lieder wurden - mit Trommel und Gitarre begleitet - gesungen. Zum Schluss wünschten sich alle Frieden und umarmten sich oder gaben sich die Hand. Dann gab es für alle Abendessen. Und schlussendlich wurde getrunken, gelacht und viel getanzt. Um zwölf folgte dann noch ein weiteren Höhepunkt: Ein aus Bambusstäben zusammengebauter Turm (rund 20m hoch) mit montierten Feuerwerkskörpern wurde entzündet. Nach und nach brannten so die einzelnen Attraktionen ab, immer mit einer Drehbewegung verbunden. Die ganze Zeit wurde dieses Spektakel von der Dorfkapelle begleitet. Einfach nur genial gemacht. Ein sehr schönes Erlebnis bei dem Dorffest dabei gewesen zu sein.

Das Leben in den Dörfern um Canchaque ist sonst eher ruhig. Die meisten Familien ernten Bananen oder Kaffee um diese Produkte dann an Händler zu verkaufen, die sie nach Piura bringen. Ansonsten hat jede Familie mindestens einen Hund, unzählige Hühner, einen Esel oder ein Pferd und manchmal noch eine Kuh. Von den oberhalb von Canchaque gelegenen Dörfern kommen die Bewohner entweder laufend, auf dem Esel/Pferd oder mit dem Motorrad nach Canchaque. Auf dem Motorrad ohne Helm und Schutz den Schotterweg den Berg hinunter, bevorzuge ich eher nicht. Schule, Strom, Wasser und medizinische Versorgung? Jedes Haus, auch in den abgelegensten Regionen hat einen Stromanschluss. In Canchaque befindet sich eine Grund- und eine weiterbildende Schule und eine Auswahl an Ärzten. In einigen abgelegenen Dörfern gibt es auch eine Grundschule. Wasser allerdings ist eine rare Angelegenheit. Die meisten in Canchaque haben fließendes Wasser, aber auch dieses wird öfter abgestellt. Auf den Dörfern suchen sich die Menschen ihr Wasser von den unzähligen Bergbächen.

Zur Rückfahrt kann ich eigentlich nur hinzufügen, dass ich sie gut überstanden habe, denn der Fahrer hatte es sehr eilig die Bergwelt zu verlassen und schaukelte den Bus sportlich durch die Kurven.

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